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NACHTRAG EINGESCHALTETER TAFELN.

Tafel CCLVIIA. (Paralip. 57*). drei kabiren nebst Göttinnen; Spiegel im
Museum des Louvre, früher abgebildet und besprochen in den Abhandlungen der
Berliner Akademie 1862 S. 40t fF. Taf. II. Vgl. oben S. 275. — Das überaus räth-
selhafte Bild dieses wohlgezeichneten Spiegels zeigt uns zwei Jünglinge und zwei
Frauen, welche mit gespannter Aufmerksamkeit auf einen sitzenden dritten Jüngling
hinblicken. Leider ist bei sonstiger guter Erhaltung des Spiegels nicht nur die aus
phantastischen Blüthen bestehende Einfassung, sondern, und zwar an der bedeut-
samsten Stelle, auch jene fünfte Figur verletzt, von welcher das Verständniss des
Ganzen vorzugsweise abhängt. Es ist die Bede von einem oberwärts nackten Jüng-
ling, in dessen erhobener rechter Hand man den Griffel bemerkt, mit welchem er die
Inschrift einer auf seinen Schooss gestellten Tafel oder Cista aufgezeichnet haben mag.
Unsre Ungewissheit über den Gegenstand, auf welcher diese nur angedeutete, nicht
lesbare (') Inschrift sich befindet, ist durch die Zerstörung begründet, welche den linken
Arm, durch welchen jener Gegenstand ohne Zweifel gehalten ward, mit Inbegriff der
Schulter betroffen hat. Was in einer so stattlichen Versammlung von der Hauptfigur
des Bildes in solcher Art aufgezeichnet wird, darf im allgemeinen für eine gewichtige
Verkündung gelten, über deren Beschaffenheit ein von uns noch nicht berührter Neben-
umstand Aufschluss verheisst. Wir erblicken nämlich mitten im unteren Baume des
Bildes ein dem Boden entsteigendes Frauenantlitz, dessen halbgeölfneter Mund bei flat-
terndem Haar und zurückgebogener Haltung irgend ein grosses Geheimniss für jene
Aufzeichnung darzubieten scheint. Man erinnert sieb ähnlicher auf Todtenorakel bezüg-
licher Darstellungen (2), und kann besonders ein neuerdings edirtes Vasenbild hier
vergleichen , in welchem man die Aufzeichnung eines orphischen Orakels zu erkennen

(1) In den erhaltenen Schriftzügen glaubt man oben
etwa (A)nili, darunter etwa (E)srr zu lesen.

(2) Auf Todtenorakel bezüglich und gedeutet sind na-
mentlich mehrere Vasen- und Gemmenbilder.

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