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Gerhard, Eduard [Hrsg.]
Etruskische Spiegel (Band 4) — Berlin, 1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.5025#0015
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TAFEL CCLXXXI— CCLXXXIV.

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füllten Spiegels nicht anmulhen dürfen, wäre nicht die Bedeutung beider Figuren durch
die Inschriften Tinia und Uni und die Bedeutung der männlichen Figur überdies durch
den neben ihr aufgerichteten geflügelten Donnerkeil augenfällig gemacht. Eine drille
Figur kann in solcher Umgebung nur als der Juno Dienerin Iris gedeutet werden; es
ist eine bekleidete Frau, welche Alabastron und Griffel in ihren Händen hält, nachdem
sie vermuthlich vorher bemüht war die Schönheit ihrer Gebieterin hie und da noch
durch Färbung zu steigern, wie auch in bekannten Schmückungsscenen schon früher
CCXIII uns sichtlich ward. Daneben sieht eine auf Thierklauen ruhende Cista aus
Flechtwerk, deren mit einer Schlinge versehener Deckel darauf ruht; ohne Zweifel ist
es der für weibliche Puizgegenslände bestimmte Behälter, dem auch jenes Salbgefäss
mit seinem Griffel angehört. Ein zwischen Juno und Iris bemerklicher Stern, unter
welchem sich noch ein anderer kleinerer befindet, kann durch die nächtliche Zeit der
dargestellten Liebesscene veranlasst und auf Juppiter sowohl als Juno bezüglich sein,
wodurch dann allerdings die hier gemeinte Scene nicht wie ein berühmtes Gemälde
auf die von Homer (5) berichtete Schäferstunde zur Mittagszeit, sondern als erste Zu-
sammenführung des hohen Gölterpaares zu deuten sein dürfte. Ausserdem laufen ver-
zierungsweise Schlingpflanzen und Blumengewinde in phantastischer Fülle um diese
Spiegelzeichnung umher; sie treten bis in die Mündung des Griffes hinein, die auch auf
der vormals zum Spiegeln bestimmten Seite und zwar mit einem geschmücken Frauen-
Ii opfe verziert ist.

Tafel CCLXXXIII (LXV* Paralip. 189). nereide auf seepferd; Spiegel des
Vicomte de Janze. — Von einem linkshin sprengenden gezügelten Seepferd getra-
gen hält eine dem Rücken des Thiers mehr angeschmiegle als aufruhende Nereide
mit ihrer Rechten den Hals des Thieres umfasst, während sie mit ihrer Linken einen
Schleier erhebt; die schöne Meerfrau ist unverhüllt, am Haupthaar umbunden, an Hals
Arm und Ohren geschmückt. Der untere Raum dieser feinen Zeichnung ist mit Del-
phinen und andern Seethieren ausgefüllt. Eingefassl ist das Bild durch einen Kranz
phantastischer Verzierungen, weiche von der Mündung des Griffes ausgehen.

Tafel CCLXXXIV, 1. 2. minervens Geburt; zwei Spiegel verschiedener Samm-
lungen. Im Allgemeinen kommt für die hier folgenden Darstellungen die Verwandt-
schaft archaischer Vasenbilder desselben Gegenstands (fi), insbesondere aber die Ver-
gleichung des berühmten Inschriflspiegels unter Taf. LXVI in Anschlag.

(5) Ilias XIV, 153ff., wonach Raoul-Rochette und Emil
Braun das vorher auf Kronos und Ehea gedeutete pom-
pejanische Gemälde (Braun Kunstmyth. Taf.2) erklärten.

(6) Vasenbilder von Athenens Geburt grösstentheils

archaisch sind ausführlich behandelt in meinen auserle-
senen Vasenbildern I ff. und in der Elite ceramogra-
phique I, 54ss. p. 176ss. Vgl. Müller Hdb. §. 371, 2.

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