Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Gerhard, Eduard [Editor]
Etruskische Spiegel (Band 4) — Berlin, 1867

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5025#0073
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
TAFEL CCCXXX. CCCXXXI.

69

mermann uns vorgeführt werden sollte. Ringsum ist dies Bild mit Schnecken Windungen
eingefasst.

Tafel CCCXXXI, 1 (CXX, 6. Paralip. 254). amor und psyche; pränestinischer
Spiegel des Hrn. de Meester van Ravestein. — Ein geflügelter nackter Jüngling mit
weibischem Antlitz und einer Spange am linken Arm, langem über dem Nacken ge-
bundenem Haar, in der gesenkten Rechten eine bereits gebundene Binde haltend, wah-
rend er die Linke wie im Gesprach erhebt, steht einer nackten Frauengeslalt mit
kurzem Haar gegenüber, welche ungeflügelt ihre Rechte auf seine Schulter legt und in
der Linken eine Tänia erhebt; neben ihr ist auf einem Steinhaufen ein Balsamfläsch-
chen zu bemerken. Auffallig ist der mit kurzem Haar und männlichen Zügen verbun-
dene Kopf dieser Figur, bei welchem man versucht wird, an eine absichtliche Vermi-
schung beider Geschlechter zu denken. Da sowohl ein gereiftes Alter als eine ver-
weichlichte Auffassung in diesen Figuren sich ausspricht und eine flügellose Psyche
wenigstens aus statuarischem Brauch nicht unbezeugt ist(24*), so haben wir keine
Schwierigkeit in diesem Bild die Umarmung von Amor und Psyche gemeint zu glauben.
Eingefasst ist dasselbe mit Schneckenwindungen; die Mündung des Griffes ist mit Blät-
terwerk ausgefüllt.

Tafel CCCXXXI, 2 (CXX, 7. Paralip. 254*). amor und psyche; pränesti-
nischer Spiegel des königlichen Museums zu Berlin. — Ein geflügeltes kurz bekleidetes
Mädchen, welches mit der Rechten ihr Gewand über die Schulter zieht, steht einem
beflügelten, etwa mit Lorbeer bekränzten, Jüngling gegenüber, der mit der rechten Hand
sich unter das Kinn fasst, während seine Linke gesenkt ist. Auch in diesem Bild
tragen wir kein Bedenken eine Liebesgruppe von Amor und Psyche zu erkennen, ob-
wohl die Beflügelung dieser letzteren nicht wie gewöhnlich aus Schmetlerlingsflügeln
gebildet, sondern den Flügeln des Amor gleichartig ist(245). An der Mündung des Griffs
ist dieser Spiegel mit einem gehörnten bärtigen Kopfe, denen des fluvialischen Stiers
mit Menschengesicht (24°) entsprechend, ausgestattet.

(244) So in der capitolinisolien Gruppe, aber auch
sonst dann und wann; vgl. Prodromus m. K. s.252, 16.

(245) Gleiche Nachlässigkeit in Bildung der Psyche-
flügel ist auch aus einer etruskischen Urne nachweislich
(Inghirami m. e. i, 52), wo für Amor sowohl als für

Psyche ein einziger gleichartiger Flügel angegeben ist.

(246) Die fluvialische Natur dieses vermeintlichen
Stierbacchus hat neuerdings Jahn mit möglichster Aus-
schliessung anderer Bezüge nachgewiesen; vgl. Arch.
Ztg. XX, 314ff.
 
Annotationen