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Gerhard, Eduard [Hrsg.]
Etruskische Spiegel (Band 4) — Berlin, 1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.5025#0082
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78

IV. HEROENSAGE.

Endlich zeigt auch die entgegengesetzte, vormals zur Spiegelung bestimmte, Seite sym-
bolische Nebenfiguren an und über dem Griff. Die Mündung desselben ist durch das
in Vorderansicht dargestellte Bild des von Helios gelenkten aufsteigenden Sonnenwagens
mit sprengenden Rossen ausgefüllt; in zwei nebenher befindlichen Siemen mögen Mor-
gen- und Abendstern gemeint sein. Weiter unten ist noch im schmalen Räume des
Griffes eine gefällige Figur angebracht, eine nackte weibliche Flügelgestalt mit Stab
oder Fackel in der Rechten und etwa einem Apfel in ihrer andern Hand. Da sie von
einem Stern■ überragt ist, mag auch in ihr eine Lichtgollheit und in diesem Fall, da ihr
weibliches Geschlecht unzweifelhaft ist, vielmehr Eos als Phosphoros(28) gemeint sein.

Tafel CCCXXXIV, 1 (CXXIV*/. Paralip. 259*). bellerophon das Flügelross
bändigend; Spiegel des Hrn. Castellani zu Rom. — Das geflügelte Ross sucht mit spren-
genden Vorderbeinen das Weite, wird aber von seinem Gebieter, welcher diesseits
desselben in Vorderansicht zu sehen ist, mit vorgestreckten Armen gezügelt und fest-
gehalten. Der als Athenens Wohlthat gepriesenen Zügelung desselben braucht das Bild
nicht zu widersprechen, indem ein Moment seiner täglichen Handhabung von dem
Bildner gemeint sein kann. Eigentümlich aber ist in diesem wohlgezeichneten Spiegel-
bild die Tracht und Bewaffnung Belierophons, der in Art der Athleten mit einem Schurz
bedeckt, übrigens nackt ist, und statt der ihm sonst zugetheilten Lanze Bogen und Keule
zu seinen Füssen erblicken lässt. Der Boden ist durch eine Blume als Wiesengrund
bezeichnet-, ausserdem dient ein Olivenkranz, oberwärts durch eine Sternblume ge-
theilt, dem Ganzen zur Einfassung.

Tafel CCCXXXIV, 2 (CXXI\J*a.b. Paralip. 257. 258). bellerophon die Chimära
bekämpfend; ein durch Schiassi tab. 30 bekannter Spiegel, vermutlich im Museum zu
Bologna. — Dieser Spiegel, der als Original oder Replik auch im römischen Kunst*
hande! neuerdings sichtbar ward(29), stellt den Bellerophon dar, wie er reitend bei
rückwärts flatternder Chlamys, übrigens nackt, mit danieder gehaltener Lanze die Chi-
mära bekämpft, über welcher sein Ross, statt der üblichen Schulterflügel hier mit vier
geflügelten Hufen versehen, sich mulhig erhebt. Das feuerschnaubende Ungethüm, wel-
ches Homer als zusammengesetzt aus Löwe Ziege und Schlange kennt(30), ist hier ein-
facher, nur als grimmig aufschauender Löwe mit hochgewundenem Schweif gebildet.
Das Ganze ist durch zwei Oelzweige eingefasst, welche über der Mündung des Griffs
sich verbinden.

(28) Roulez's Meinung (1. c. p. 145). händlers Basseggio (Paralip. 258;.

(29) In einem von Braun für stark überarbeitet , da- (30) Horn. 11. VI, 181: tiqooSs Ucov, ontüiv ät Jpc'~
bei aber für unverdächtig gehaltenen Spiegel des Kunst- y.iav, fitaot} de ^ßiprc.

3».
 
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