Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Gerhard, Eduard [Editor]
Etruskische Spiegel (Band 4) — Berlin, 1867

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5025#0184
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
60

V. TROISCIIER SAGENKREIS.

theilung unter die uns vorliegenden Figuren unsicher ist(183), sondern auch eine un-
zweifelhafte Persönlichkeit nur für die mittelste Figur unseres Bildes gegeben ist. Diese
allerdings trägt die Namen Thetis (Thalhis) und gebietet uns die Lösung des vorlie-
genden Räthsels im Kreis der homerischen Sage zu suchen; wer aber mit den Namen
bezeichnet sei, welche wir, von links anhebend zuerst CL.the, sodann Limnif/ie oder
ChiumitAe, endlich weiter rechtshin Priumne lesen, bleibt auch nach manchen hie-
nächst zu erwähnenden Erklärungsversuchen uns dunkel. War Thetis inschriftlich ge-
sichert, so lag es allerdings nahe im Greis mit der Beischrift Priumne den alten Priamos
zu vermuthen; da aber diese letztere Inschrift auch der Frauengeslalt am rechten Ende
des Bildes gelten konnte, so hatte auch die Möglichkeit dass jener Name eine Nereide
Prymno enthalte ihre Geltung, zumal wenn sie, wie Göttling that, mit der Deutung auf
andere Meergollheiten verknüpft werden konnte. Iliebei fiel jedoch die Auffassung der
Cletithe als Leukothea und des Liumilhe als eines vom Prädikat Polumetis so benann-
ten Ulysses gewaltsamer aus als dass man auf diesem Weg hätte fortschreiten mögen,
und wäre es möglich einen der beiden letzteren, auf die Hauptpersonen des Bildes
bezüglichen Namen sicher zu deuten, so würde dies mehr zum Ziele führen. Leider
ist dies aber für keine der beiden Inschriften, nach aller auf die treue Ueberlieferung
verwandten Sorgfalt bis jetzt der Fall. Von den beiden Lesarten, Liumilhe oder
Chiumithe, welche anderwärts sich bisher nicht vorfanden, vermögen wir nur insofern
Gebrauch zu machen, als sie dem in sonstiger etruskischer Beischrift Tiumithe(184) lau-
tenden Namen des Diomedes am nächsten kommen. Noch weniger Anhalt aber gewährt
der verstümmelte Name der schönen Frau, den wir aus den Schriftzügen Ol.Ahe als
Clauthe, Clethilhe, auch CIethe(1Sf>) herauslesen und in diesem letzteren Fall mit Merkel
auf die gleichnamige Gründerin von Clete (Klethe), der japygischen Nachbarstadt von
Kroton(is") beziehen können. So unsicher diese Vermuthungen sind, so darf man doch
nicht verschweigen dass in ihnen die einzige Spur bis jetzt vorliegt, um eine den Bei-
schriften gemässe Auslegung unseres Spiegelbildes zu finden. Zu diesem Behuf hat
Merkel die Möglichkeit eines durchgängigen Bezugs des uns vorgeführten Personals auf
alte Slammsagen grossgriechischer Städte geltend gemacht, wie denn nicht nur Dio-
medes aus Metapont und noch anderen Städten (I87) und wie die angebliche Klete aus

(183) Bei solcher Unsicherheit hat es begegnen kön-
nen, dass Roulez den Namen Cl..the auf den jungen
Helden, die zweite Inschrift aber, statt auf diesen, als
Kymothoe auf die schwebende Flügelgestalt, endlich den
Namen Priumne, als Prymno gefasst auf die verschleierte
Frau am rechten Ende des Bildes bezog; die letztere
Meinung theilte auch Göttling.

(184) Tiumithe: unter den Freiern der Helena auf
unserer Tafel 382.

(185) Wobei jedoch aus räumlichen Gründen ein feh-
lender vierter Buchstabe vermisst wird.

(186) Klete: Lykophron 1002.

(187) Diomedes aus Metapont und Arpi, Klausen Ae-
neos p. 1160 f. 1172.
 
Annotationen