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Gerhard, Eduard [Editor]
Etruskische Spiegel (Band 4) — Berlin, 1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.5025#0196
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72 VI. ALLTAGSLEBEN.

Tafel CDX, 2 (Paralip. 375). zwei Jünglinge, sitzend; voraussetzlich der im
Museo Campana no. 61 verzeichnete Spiegel. — Zwei Jünglinge, mit umgeknüpfter
Chlamys und hochbeschuhten Füssen, sitzen einander in ähnlicher Verbrüderung gegen-
über, wie wir sie auf diesen Spiegeln hauptsächlich an den Dioskuren zu finden pfle-
gen, hier aber wohl nur im Sinn griechischen und italischen Alitagslebens zu fassen
berechtigt sind. Hervorstechend ist in dieser schlichten Gruppe nur die Ueberreichung
eines ovalen Gegenstandes, sei es des dann und wann auch den Schönheitsapfel ver-
tretenden, hier ungewöhnlich grossen Eies oder vielmehr einer Frucht, welche
der zu unserer Rechten sitzende Jüngling mit der ausgestreckten rechten Hand sei-
nem Gefährten darbietet, ohne dass dieser anders als mit forschendem Blick darauf
eingeht. Was hiemit gemeint sei, wünschte man genauer zu erfahren, als es ohne
die Vergleichung ähnlicher Gruppen von gleicher Herkunft uns gewährt zu sein scheint.
Zur Einfassung dient diesem Bilde ein Efeukranz.

Tafel CDXI (Paralip. 373). wehrhafter epiiebe vor zwei krauen; Spiegel im
Jahre 1844 zu Rom gezeichnet. — Dieser ohne wesentlichen Verlust seiner gefälligen
Zeichnung mannigfach verletzte Spiegel zeigt uns zwei langbekleidete Frauen, von
denen die erste die rechte Hand erhebt, vor einem Jüngling stehend der von ihnen in
Bezug auf geleistete Waffenprobe begrüsst wird , wie solches aus seinen Beinschienen
und aus der in seiner linken Hand schräg gehaltenen Lanze sich abnehmen lässt. Er
ist mit einem umgeschlagenen Mantel bekleidet, welcher die rechte Schulter und Brust
sowie den zur Begrüssung der Frauen erhobenen rechten Arm freilässt. Ein Lorbeer-
zweig spriessl hinter ihm auf und scheint auch am entgegengesetzten Ende des Bildes
in entsprechender Weise diese Vorstellung begrenzt zu haben, welche ringsum mit einer
Schneckenwindung eingefasst ist.

Tafel CDXII, 1 (Paralip. 376). sieg einer Dichterin; angebliche Spiegelzeich-
nung von unbekannter Herkunft. — Eine in Chiton und Peplos reich bekleidete Frau
mit gezacktem Halsband scheint durch den in ihrer rechten Hand gehaltenen Lorbeer-
stamm als Dichterin bezeichnet zu sein und Lorbeerzweige sind auch am benachbarten
kurzen Baumslamm neben der zweiten Figur dieses Bildes wahrzunehmen. Es ist dies
eine geflügelte Siegesgöttin, welche bekleidet, gegürtet und in Anordnung ihres Haars
eigenthümlich (n), auf das Haupt jener Frau ein schmückendes Stirnband drückt. Ob
eine geschichtliche Person wie Sappho, oder nur eine Virluosin des Alltagslebens ge-
meint sei, wagen wir bei der Dürftigkeit massgebender Umstände nicht zu entscheiden.
Uebrigens ist die untere Grundfläche dieses Bildes tektonisch begrenzt und verziert,

(11) Das Haar ist nach dem Scheitel aufwärts in einen Zopf nicht unähnlich, hinterwärts zurückfällt.

Knauf gebunden, aus welchem es, einem chinesischen
 
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