Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Gerhard, Eduard [Hrsg.]
Etruskische Spiegel (Band 4) — Berlin, 1867

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5025#0198
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
74

VI. ALLTAGSLEBEN.

Hechte des Jünglings ein Alabastron, die gesenkte Linke der Frau ein Henkelkörbchen
von der Form der üblichen Badecisten gefasst hält, scheint der Jüngling mit "der Linken
dem Mädchen eine Blume darzubieten, die ihm zum Gegengruss seine Wange streichelt.
Eine frivole Begegnung beider Geschlechter nach eben vollendetem Bade, wie sie hier
stattzufinden scheint, mag der leichtfertigen Sitte Etruriens nicht fremd gewesen sein;
jedenfalls ist der erotische Sinn dieser gefälligen Spiegelzeichnung verständlicher als
die Beischrift des Mannes Truisie oder auch die der Frau zugetheilte Talilha für uns
es ist. Eingefasst ist dies Bild mit Efeuranken; an der Mündung des Griffs ist eine
kleine Palmelte angebracht.

Tafel CDXIV, 1 (Paralip. 377*). pantomimischer tanz; präneslinischer Spiegel,
dem Professor Brunn gehörig. — In sehr eigentümlicher, kunstreich verschlungener
Gruppirung wird hier der Tanz eines Jünglings und seines ihm wohlgeneigten Mädchens
vor Augen geführt. Das Mädchen in langer und bestickter Kleidung, am Kopfe mit
einer spitzen Haube bedeckt, schreitet mit zurückgelegtem linken Bein dem ähnlich
bekleideten Jüngling voran, um dessen Hals sie zurückgewandt ihren linken Arm ge-
schlungen hat, während er in vollem Lauf sein linkes Bein rückwärts hebend und mit
seinem rechten Arm dem erhobenen rechten Arm des Mädchens begegnend ihren Hin-
terkopf berührt, den linken aber gekrümmt in die Seiten gestemmt hat. Das Haar des
Jünglings ist ringsum in Löckchen gelegt, hinler denen ein schmales Stirnband bemerkt
wird; an seinem Hinterkopf ist kein Haar angegeben und daher vielmehr eine Kopf-
bedeckung vorauszusetzen, welche jedoch nicht minder auffällig sein würde als sein
langes, obwohl auf seiner linken Seite abgestreiftes Gewand. Als Einfassung dient
diesem Spiegel ein Kranz in einander gefiigler Efeublälter. Der Griff endet in einen
Rehkopf.

Tafel CDXIV, 2 (Paralip. 378). i?rau zwischen zwei Männern; Tovvnley'scher
Spiegel des briltischen Museums. — Der in Spiegelzeichnungen seltene strenge Styl
der vorliegenden Gruppe einer von zwei Männern umgebenen Frau, welcher diesem
Spiegel einen durchaus unverdächtigen (15) Werth verleiht, erinnert in Zeichnung und
Inhalt an manche uns nicht minder unklare Darstellung etruskischen Privatlebens auf
Wandmalereien (JC) etruskischer Gräber. Als etruskische Besonderheit giebt zunächst
der Tutulus sich zu erkennen, welcher die weibliche Miltelfigur unseres Bildes am Kopf
bedeckt. Es ist dies eine leicht in ihren Mantel gehüllte Frau mit gesenktem linken

(15) Ingbirami zweifelte an der Echtheit dieses Spie-
gels, gegen welche Wieseler bei Ansicht des Originals
durchaus kein Bedenken hatte.

(16) Mon. deir Inst. I, 32 und dazu Ghd. in den An-
nali 1831 p. 341 ss.
 
Annotationen