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Zwei Chemnitzer Künstler geben mit ihrer Ausstellung einen
Ueberblick über ihr neues Schaffen, zwei Künstler, aus deren
Arbeiten man den Durchbruch der Zeit spürt, deren Arbeiten
Niederschlag der neuen Zeit sind. Zwei Künstler, die die Brücke
schlagen von der Hitler-Barbarei, ohne doch da anzuknüpfen,
wo 1933 aufgehört werden mußte, sondern die durchaus eigene
Wege gehen.
Hans Haueisen, Süddeutscher von Geburt, hat seine künst-
lerische Schulung in Paris erfahren, er hatte aus Ablehnung
zum Faschismus seinen Wohnsitz im freiheitlichen Frankreich
genommen und ist erst 1944 nach Chemnitz übersiedelt. Aus
seinen Arbeiten spricht die Kultiviertheit französischer Malerei,
die Farbigkeit und der Frohsinn des französischen Volkes.
Selbst Franzose mütterlicherseits, verspürt man in ihm doch
das Erbe eines deutschen Vaters, der als Maler einen Ruf ge-
nießt, der über die Grenzen Deutschlands hinaus klingt.
Anders Rudi Gruner, Chemnitzer, erlebte seine künstlerische
Entwicklung hier. Er kommt vom Textilen und hat seine Aus-
bildung an der Chemnitzer Wehschule erhalten. Ihm war der
Weg schwerer, ihm fehlte das Vorbild freiheitlicher Kunst,
das Zusammensein mit fortschrittlichen Kollegen. Gehemmt
durch die Entwicklung der Kunst während des Faschismus, fand
er den Weg zum eigenen Stil spät, der Sturz des Nazi-Regimes
gab ihm den Weg frei und schnell, fast überstürzend, ent-
wickelte er sich zum Maler, der heute zu großen Hoffnungen
berechtigt.
Beide sind in ihrer Auffassung problematisch, beide suchen
sie die Dinge, die sich hinter der äußeren Schale verbergen,
wollen zum Kern, zur Wurzel, oftmals das Gegenständliche zur
Nebensache werden lassend. Haueisen stets kultiviert, harmo-
nisch und beschwingt, mit Esprit und voller Lebensfreude;
Gruner suchend und bohrend, manchmal fast selbsquälerisch
den Schwingungen der Umwelt nachspürend. Vom kalten Win-
ter deprimiert und vom ersten Sonnenstrahl zum Optimisten
gemacht, nicht nur die Form, sondern auch den Inhalt suchend.
Es sind zwei Künstler, die es wert sind, der Oeffentlichkeit
bekannt gemacht zu werden, zwei Chemnitzer, die es verdienen,
über den engeren Rahmen ihres Wohnortes bekannt zu werden,
denn sie gehören zur Avantgarde der jungen freiheitlichen, fort-
schrittlichen deutschen Kunst.
Zentralinstitut
für Kunstgeschichte
in München
Inv. Nr. ?
4
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rw/1ez
Zwei Chemnitzer Künstler geben mit ihrer Ausstellung einen
Ueberblick über ihr neues Schaffen, zwei Künstler, aus deren
Arbeiten man den Durchbruch der Zeit spürt, deren Arbeiten
Niederschlag der neuen Zeit sind. Zwei Künstler, die die Brücke
schlagen von der Hitler-Barbarei, ohne doch da anzuknüpfen,
wo 1933 aufgehört werden mußte, sondern die durchaus eigene
Wege gehen.
Hans Haueisen, Süddeutscher von Geburt, hat seine künst-
lerische Schulung in Paris erfahren, er hatte aus Ablehnung
zum Faschismus seinen Wohnsitz im freiheitlichen Frankreich
genommen und ist erst 1944 nach Chemnitz übersiedelt. Aus
seinen Arbeiten spricht die Kultiviertheit französischer Malerei,
die Farbigkeit und der Frohsinn des französischen Volkes.
Selbst Franzose mütterlicherseits, verspürt man in ihm doch
das Erbe eines deutschen Vaters, der als Maler einen Ruf ge-
nießt, der über die Grenzen Deutschlands hinaus klingt.
Anders Rudi Gruner, Chemnitzer, erlebte seine künstlerische
Entwicklung hier. Er kommt vom Textilen und hat seine Aus-
bildung an der Chemnitzer Wehschule erhalten. Ihm war der
Weg schwerer, ihm fehlte das Vorbild freiheitlicher Kunst,
das Zusammensein mit fortschrittlichen Kollegen. Gehemmt
durch die Entwicklung der Kunst während des Faschismus, fand
er den Weg zum eigenen Stil spät, der Sturz des Nazi-Regimes
gab ihm den Weg frei und schnell, fast überstürzend, ent-
wickelte er sich zum Maler, der heute zu großen Hoffnungen
berechtigt.
Beide sind in ihrer Auffassung problematisch, beide suchen
sie die Dinge, die sich hinter der äußeren Schale verbergen,
wollen zum Kern, zur Wurzel, oftmals das Gegenständliche zur
Nebensache werden lassend. Haueisen stets kultiviert, harmo-
nisch und beschwingt, mit Esprit und voller Lebensfreude;
Gruner suchend und bohrend, manchmal fast selbsquälerisch
den Schwingungen der Umwelt nachspürend. Vom kalten Win-
ter deprimiert und vom ersten Sonnenstrahl zum Optimisten
gemacht, nicht nur die Form, sondern auch den Inhalt suchend.
Es sind zwei Künstler, die es wert sind, der Oeffentlichkeit
bekannt gemacht zu werden, zwei Chemnitzer, die es verdienen,
über den engeren Rahmen ihres Wohnortes bekannt zu werden,
denn sie gehören zur Avantgarde der jungen freiheitlichen, fort-
schrittlichen deutschen Kunst.
Zentralinstitut
für Kunstgeschichte
in München
Inv. Nr. ?
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