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Gerstfeldt, Olga von
Hochzeitsfeste der Renaissance in Italien — Führer zur Kunst, Band 6: Esslingen: Paul Neff Verlag (Max Schneider), 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.67296#0036
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Hochzeitsfeste der Renaissance in Italien

Briefen des Herzogs Giangaleazzo an seinen Oheim, den
Kardinal Ascanio Sforza in Rom, wissen wir, daß in den
Kämpfen mehr und schwerere Lanzen zersplittert wurden als
je zuvor. Kein Wunder, daß der Ruhm dieser „giostra“ bald
in alle Winde getragen wurde und weit und breit die Kunde
ertönte von dem Glanz und der Herrlichkeit des Mailänder
Hoses.
Noch einmal sollte in den Tagen des Moro die volle Pracht
dieses Hofes erstrahlen, als nämlich Lodovicos Nichte, Bianca
Maria Ssorza (Abb. 4), sich mit Kaiser Maximilian vermählte.
In seiner Freude über diesen Bund, der ihn zum nahen Ver-
wandten des Kaisers machte, übertras der Herzog sich selbst
an fast sinnloser Verschwendung. Die Mitgift der Braut be-
trug 400000 Dukaten; ihre Aussteuer wurde auf fast 50000
Dukaten geschätzt und bestand nicht nur aus kostbarsten
Kleidern und zahllosen Juwelen, sondern auch aus herrlichem
Gold- und Silbergerät, Teppichen und Spiegeln und Schätzen
an feinstem Linnenzeug, auf welchem Wappen und Embleme
in kunstvollsten Stickereien ausgeführt waren. Inventare dieser
überreichen Aussteuer — zum Teil im Mailänder Staatsarchiv,
zum Teil im Archiv von Cremona erhalten — geben uns einen
Begriff von dem raffinierten Luxus jener Zeiten. So hören
wir, daß ein Gewand aus Goldbrokat mit in Silber reliefiert
gesticktem Traubenmuster allein viele Tausende von Dukaten
verschlang. So erhielt denn Kaiser Maximilian keine geringe
Summe, als er, um sich aus großer Geldverlegenheit zu retten,
einige Jahre später die Gewänder und Juwelen, ja selbst die
kostbare Wäsche seiner Gemahlin verpfändete!
Als sich der Brautzug am 30. November 1493 zum Dom
bewegte, boten die Straßen ein farbenprächtiges Bild, das
wir uns aus dem genauen Bericht der Herzogin Beatrice an
ihre Schwester Isabella vergegenwärtigen können. Sie erzählt,
es seien efeuumschlungene Säulen zu beiden Seiten der Straße
aufgestellt worden, verbunden durch grüne Zweiggirlanden,
in denen Schilder mit den Wappen des Kaisers, der Sforza
 
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