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für den
Schwarzwald.

(Erscheint alle 14 Tage einmal. Preis ohne Bestellgebühr 36 Kreuzer für den Jahrgang; Speditionsgebühr der Großh.
Postanstalten 9 kr., Bestellgebühr 20 kr. jährlich. — Man abonnirt bei der Uhrenmacherschule in Furtwangen oder bei einer
Postanstalt.

Furtwangen. H Sonntag, den II. April 18S2.

Aus meinem Reisebericht von der Londo-
ner Ausstellung.
1. Schwarzwälderuhrcn und Uhrenhandel
der Schwarzwälder in England.
In der Ausstellung war die Schwarzwälder Uhren-
machcrei nur sehr gering, vom badischen Schwarzwald —
wenn man Dorers Elfenbein-Taschenuhr abrcchnet —
gar nicht vertreten. F. Haller von Schwenningen errin-
nerte durch eine Sammlung ordinärer Schwarzwälder-
uhren an die Existenz dieser Industrie; 10 Stück (wo-
von 3 mit Rahmen) hatten Bronzeschilde, 8 Stück ge-
wöhnliche und 3 Stück ausgeschweifte Holzschilde, 1 Stück
mit einfachem Zifferblatt und gelbem Rand, eine schlechte
Nachahmung des englischen Geschmackes. Ich sah, welch
weit ehrenvollem Platz eine Auswahl der von der Uh-
renmachcrschule ausgegangenen Muster hier eingenom-
men hätte, und war überzeugt, daß die Schwarzwälder-
uhr sich in ihrer eigenthümlichen, selbstständigen Weise
entwickeln kann und muß. Man mag sich in diesem oder
jenem nach dem Geschmack der einzelnen Länder richten,
aber im Allgemeinen kann und darf man die Schwarz-
wälderuhr nicht in ein fremdländisches Gehäuse verstecken,
man muß ihr nur ein geschmackvolles, ihrem Wesen
entsprechendes Gewand geben und sie wird ans den
dunkeln Winkeln der Magazine in die vordere Reihe
des Gesuchten hervortretcn.
Dorcr'ö Elfenbein-Taschenuhren erregten in der Aus-
stellung viele Aufmerksamkeit; die nothwendige Verschlie-
ßung derselben unter einen Glaskasten hinderte natürlich
die nähere Einsichtsnahme. Von August Bacher in Stutt-
gart war ebenfalls eine solche Uhr mit Cylindergang
ausgestellt, die jedoch weit mehr Thcilc von Metall hatte
und sich mit Dorers Arbeit nicht messen kann.
Die Zahl der Schwarzwälder, welche in England

als Uhrenmachcr oder Uhrcnhändlcr leben, ist sehr groß,
namentlich in London. Die Uhrenhändler haben hübsche
Magazine, in denen Schwarzwälder Uhrwerke im All-
gemeinen vorherrschen, wo jedoch der Schwarzwälder-
schild nur sehr bescheiden sich sehen läßt. Ganz einfache
runde Zifferblätter gehen noch am besten. Die meisten
Schwarzwälderuhrcn erhalten erst in England einen
Schild oder Kasten. Ein großes rundes Zifferblatt, das
häufig ebenfalls in England angefcrtigt wird, bedeckt
von einem ebenen oder gewölbten Glase in Messingreif
und mit hölzernem Ring umgeben, ist die gewöhnliche
Ausstattung dieser Uhren. Diese Schilde (Zluss liumes)
werden in London um wohlfeilen Preis «»gefertigt, das
Mahagoniholz dazu ist dort billiger, als bei uns; der
Messingguß und das Glas sind ebenfalls billig, so daß
schwerlich conenrrirt werden kann; sechszvlligc kosten blos
30 kr., wenn 2 bis 3 Dutzend genommen werden. Solche
Schilde erhalten die Gewicht- und die Zugfedernuhren
Gangbar sind alle Sorten (namentlich Schottenuhren)
von Schwarzwälder Gewichtuhrcn (Wecker werden sehr
viele verlangt), sodann von Zugfcdernuhren namentlich
die größeren 8 Tag-Gehwcrkc. Letztere haben unter dem
runden Schild noch einen Kasten für das Pendel, wor-
aus der bei uns vorzugsweise sogenannte englische Uh-
rcnkastcn entsteht.
Der. englische Geschmack hält sich an's Einfache und
Solide und es dürfte daher nicht schwer werden, dem-
selben zu genügen.
Die Zahlen auf den Schwarzwälderschilden sind ge-
wöhnlich nicht so deutlich wie auf den englischen, cs
sollte darauf gesehen werden, hierin den englischen Wün-
schen mehr nachzukommen.
Für die lackirtcn Blechschilde sollte dickeres Blech an-
gewendet, dieses sollte sorgfältiger geschliffen werden.
 
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