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Gewerbeblatt
für den
Schwarzwald.

(Erscheint alle 14 Tage einmal. Preis ohne Bestellgebühr 36 Kreuzer für den Jahrgang; Speditionsgebühr der Großh.
Postanstalten 9 kr., Bestellgebühr 20 kr. jährl. — Man abonnirt bei der Uhrcnmacherschule in Furtwangen oder bei einer Postanstalt.

Furtwangen. Sonntag, den 2. Juli 1832.

Aeußere Ausstattung -er Uhren.
(Schluß.)
Wie mangelhaft der Schwarzwald zur Zeit noch in
der feineren Uhrenkastenmacherei bestellt ist, weiß Jeder,
der schon in der Lage war, dort etwas machen zu las-
sen, das nur ein klein Wenig über dem ganz Gewöhn-
lichen stehen sollte. Daß dcßhalb mit einigen wenigen
rühmlichen Ausnahmen ein bedeutender Fortschritt in den
betreffenden Arbeiten des Schreiners, Bildhauers, Ver-
golders, Gießers rc. cintreten muß, wenn sich die
Schwarzwälder Industrie auf die Hohe der Zeit stellen
soll, bedarf keiner weiteren Begründung.
Die Uhrenmacherschulc sucht hierin ebenfalls Bahn
zu brechen; sie hat ihren eigenen Schreiner, dessen sorg-
fältig und nach gefälligen Zeichnungen ausgeführte Ar-
beiten Anderen zum Muster dienen mögen. Ihre Mo-
dcllirwerkstätte liefert die Verzierungen, welche Sache
des Vergolders, Bildhauers rc. sind; sie steht Jedem of-
fen, der zur Belehrung in seinem Fache derselben bedarf.
Entsprechen nun aber auch die betreffenden Einrich-
tungen der Uhremnachcrschule allen billigen Anforderun-
gen, welche man an eine Musterwerkstätte stellen kann,
so reichen sie freilich nicht hin, um bald einerecht be-
merkbare Besserung hcrvorzurufen, weil eine größere
Zahl kunstgerecht arbeitender Hände dazu gehört, um
das Bedürsniß des Handels rasch und vollständig zu
befriedigen. Für die Kunstschreinerei sollten darum von
Seiten des dabei interessirtcn Schwarzwälder Handels-
und Gewcrbstandes besondere Anstrengungen gemacht,
cs sollte Alles aufgeboten werden, um eine Unterneh-
mung zu begründen, welche in Kurzem im Stande wäre,
den Schwarzwald ehrenvoll zu vertreten, sein Bedürfniß
an vorzüglichen Schreinerarbeitcn um billige Preise zu
befriedigen und Arbeiter nachzubilden, welche dafür bür-
gen, daß die einmal gehobene Kunst nicht wieder auf

eine niedrige Stufe zurücksinken werde. Durch die Be-
reitwilligkeit eines bewährten und durch seine Arbeiten
dem Schwarzwald genügend empfohlenen Meisters, sich
in Neustadt niederzulassen und dort jene Aufgabe zu lö-
sen, ist namentlich der Stadt Neustadt und ihrem ein-
sichtsvollen Handels- und Gewcrbstande Gelegenheit ge-
boten, sich einen mächtigen Hebel zur Förderung der
Uhrcnindustrie anzucignen. Wird dort gethan, was die
Wichtigkeit der Sache verdient, so darf auch an ange-
messener Unterstützung von Seiten der Großh. Regie-
rung gewiß nicht gezweifelt werden, sie wird auch hier-
in die Interessen des Schwarzwaldes wahrnehmen.
Außer den Arbeiten des Kunstschreiners, welche in
mannigfacher Verbindung mit jenen des Bildschnitzlers,
Vergolders rc. treten, gibt es noch eine Reihe anderer
Arten, die Uhren äußerlich auszustatten. Es sind dieß
die Arbeiten in Metall, Stein und anderen bildsamen
Stoffen. Blicken wir auf den Reichthum und die Viel-
seitigkeit der Ausstattung an den Pariser Uhren , so ha-
ben wir eine Stufenleiter dessen vor uns, was dem
Schwarzwalde, wenn er sich auch nicht gerade dasselbe
Ziel steckt, doch hinsichtlich der Vollkommenheit der Ar-
beit, zu erstreben bleibt.
Die Anfertigung von Uhrgehäusen aus Stein wäre
ein eigener kleiner Industriezweig für den Schwarzwald;
die Uhrenmacherschule ist bereits darauf ausgegangen,
ihn zu erwecken.
Die Verwendung feinen Gußes aus Eisen, Zink,
Messing (nicht zu gedenken der eigentlichen Bronzearbei-
ten) für geschmackvolle Uhrengehäuse und Schilde ist
ebenfalls ein bis jetzt ziemlich brachgelegcnes Feld. Die
Gießerei auf dem Schwarzwalde selbst leistet für feine
Arbeit nicht genug; es muß daher mit Ernst darauf ge-
dacht werden, darin voranzukommen.
 
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