Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Gilhofer & Ranschburg <Wien> [Hrsg.]
Katalog der Sammlung Baron Lanna, Prag: [Manuskripte und Bücher] ; Handschriften mit und ohne Miniaturen, 13. - 18. Jahrhundert ; Miniaturen auf Einzelblättern, 14. - 16. Jahrhundert ... moderne Kunstwerke, Luxusausgaben und Prachtpublikationen etc. ; Versteigerung: Montag, den 3. und Dienstag, den 4. April 1911 (Katalog Nr. 33) — Wien, 1911

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.21765#0010
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
2

Handschriften des 13.—18. Jahrhunderts.

Würdig der inneren Ausstattung ist auch das äussere Gewand der Hs. Sie trägt
einen getriebenen und ziselierten, teilweise vergoldeten Silbereinband aus dem Jahre 1691.
in seiner figurenreichen Plastik ein hervorragendes Produkt der orientalischen Silber-
schmiedekunst. Der Vorderdeckel zeigt innerhalb einer stilisierten Bordüre die Geburt
Christi, der rückwärtige die Himmelfahrt Christi. Der ornamentierte und mit den Brust-
bildern des „Abraham, Phores und Naasoon" versehene, breite Rücken, der mit den
Deckeln durch Scharniere verbunden ist, trägt in armenischen Schriftzügen eine
ziselierte Aufschrift, die nach der Uebersetzung eines armenischen Archäologen in

französischer Sprache folgendermassen lautet:
„Cet eoangile a ete achete avec son urgent (halal)
juste et a ete orne avec de l'argent par im qui
est de la ville de Cesarea avec des mains indignes
de l'orfevre Mallchass de Hagi Garabied ä la
date 1140 (1691 de J.-C.) pour se Souvenir de
lui chaque moment et rendre gräce ä notre
sauveur J.-C." Masse des Einbandes: H. 140,
Br. 95, Tiefe 60 mm.

Mit zwei handförmigen Silberschliessen.
Das Manuskript stammt nach der Angabe
Franz Bocks, in dessen Besitz der Kodex früher
war, aus dem Kloster Lawra auf dem Berge
Athos.

Siehe die Abbildung nebenstehend und auf Tafel II.

3 Officium Ibeate Mariae virginis secun-
dum usum et consuetudinem Amerio-
nensem. Handschrift auf Pergament.
2. Hälfte des 14. Jahrh. 258 Bl. gr.-8.
(157 :112 mm.) Pgmt.

Vorangehen 12 Bl. Kalendarium, hierauf
das Officium und die üblichen Teile desselben.
Fast jede Seite trägt reichen Initial- und
Aus' Nr. 2. Armenisches Evangeliarium. Bordürenschmuck in der charakteristischen Art

13. Jahrh. des Dornblattmotivs, kleinere und grössere,

Orig.-Grösse. reich in Farben und Gold ausgeführte Anfangs-

buchstaben mit figural u. ornamental staffierten
Rankenbordüren. Ausserdem 22 blattgrosse Miniaturen, die meisten von
ganz exquisiter Ausführung, die ihrem ganzen Charakter nach auf die Hand eines
südfranzösischen oder eines von einem solchen beeinflussten spanischen Miniaturisten
hinweist. Das livre d'heures wurde für das Kloster Am er (Prov. Garone, Spanien),
wahrscheinlich für einen Abt desselben (sein Wappen: drei gold. Querbalken auf rotem
Grund ist zweimal vorhanden) geschrieben. Für die spanische Provenienz oder
Zugehörigkeit spricht auch der am Schlüsse befindl. 15 S. grosse Text in dieser
Sprache.

Das livre d'heures hat sowohl im Text als auch an den Miniaturen zum Teil ge-
litten, doch bietet es auch in dem jetzigen Zustande ein ganz hervorragendes Muster
der französ. Kleinkunst des 14. Jahrhunderts.

Sammlung Lanna. Manuskripte. Einbände. Inkunabeln. Holzschnittwerke etc.
 
Annotationen