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KRIEHUBER'S LITHOGRAPHISCHES WERK.


E weiter jene stille Periode der österreichischen Geschichte, welche mit dem Jahre 1815 begann und durch
die stürmischen Tage des März 1848 ihren jähen Abschluss empfing, je weiter der „Vormärz" in den
Hintergrund der Zeiten tritt, desto klaffender erscheint uns der historische Riss, durch welchen das
„tolle Jahr" einen Wendepunkt in der politischen und culturellen Entwicklung Oesterreichs bezeichnet. Aber
trotz der planmässigen Hemmung alles Fortsehrittes im Vormärz bietet das österreichische Kunstleben jener Zeit
doch so interessante Seiten, dass ein künftiger Geschichtsschreiber der deutsehen Kunst jenes Ablegers derselben,
der in Wien damals so mannigfache und reizvolle Blüthen trieb, mehr als dies bis jetzt geschehen, wird gedenken
mussen, wenn er anders gerecht und vollständig sein will. Eine Reihe von Vorarbeiten liegt bereits vor, die in der
Form von Essay's und ausgeführten Monographien, uns die Betrachtung und das Verständniss der künstlerischen
Leistungen jener Epoche vermitteln; eine Geschichte derselben aber bereits gegenwärtig schreiben zu wollen, wäre
wohl noch verfrüht, da zu viele unter den Kunstforschern selbst noch dem „Vormärz" entslammen und viele
bedeutende künstlerische Repräsentanten dieser Epoche, wie Friedrich Amerling und Rudolf All, noch unter
uns weilen. Aber doch liegen, Dank jenen Vorarbeiten, die hauptsächlichen Elemente der vormärzlichen öster-
reichischen Kunst, speciell der Malerei, zu Tage und gewähren uns ein klares Bild ihrer Entwicklung.
Mit wie peinlicher Sorge man auch die geistige Isolirung Oesterreichs betrieb, es war nicht möglich, alle
Adern zu unterbinden, durch welche seit jeher das geistige Leben des „Reiches" in das ausgedehnte Gebiet der
Ostmark einströmte. Wie in den deutsehen Landen, so dominirte auch in Wien zu Fried. Heinr. Füger's Zeiten
die antikisirende Richtung; wie dort traten auch hier unter der Führung Führich's und Kupelwiefer's die Ideen
der kirchlich-romantischen Schule immer mächtiger auf und auch in Wien finden wir in der Person einiger hervor-
ragender Künstler, wie Amerling, Rahl u. A., tüchtige und mit Erfolg gekrönte Kämpen gegen jene Richtung.


 
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