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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 11.1888

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Heft 3
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Rosenberg, Adolf: Ernst Hildebrandt
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https://doi.org/10.11588/diglit.3329#0077
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Ernst Hildebrand.

Der Maler des Bildes, dessen zeichnerische und coloristische Eigenart der kürzlich von uns
verösfentlichte Stich von E. Buckel mit vollkommener Treue widerspiegelt, wurde im Jahre
1833 zu Falkenberg in der Niederlausitz geboren. Er begann seine künftlerischen Studien
in Berlin und arbeitete hier besonders unter Carl Stesfeck, welcher durch die Vollendung eines grofsen, von
Delaroche beeinflussten Geschichtsbildes »Markgraf Albrecht Achilles im Kampse mit den Nürnbergern« zu fo
hohem Ansehen gelangt war, dass sein Atelier seit dem Anfange der Fünsziger-Jahre von zahlreichen Schülern aus-
gesucht und zu einer für die Entwicklung und Ausbildung der neueren Malerei Berlins wichtigen Pflanzftätte
wurde, welche ihre Bedeutung fast anderthalb Jahrzehnte hindurch behielt. Das Vorbild des Meiners war für die
Schüler auch insosern massgebend, als auch ihnen Paris als die zweite und letzte Stuse der hohen Schule der
Malerei galt.
Als Ernst Hildebrand nach Paris ging, war der Stern des Delaroche bereits erblichen und Couture ftand im
Zenith seines Lehrerruhmes. Es war die Zeit, wo sich in der sranzösischen Malerei jener Umschwung von tieserer
zu lichterer Farbenstimmung vollzog, der auch aus Piloty, Henneberg und andere deutfehe Maler von Einsluss
gewesen ist. Hildebrand, der sich ein Jahr in Paris aufhielt, scheint hier ebensalls den Grund zu seiner coloristischen
Anschauung gelegt zu haben, welche Mannigfaltigkeit der Färbung bei blondem oder weisslichem Licht bevorzugt.
Nach Berlin zurückgekehrt, erprobte er seine Kraft aus verschiedenen Gebieten, im Bildniss, im geschichtlichen
und ländlichen Genre und zuletzt in der decorativen Malerei, welche seit der Mitte der Sechziger-Jahre unter dem
Einslusfe der neuerwachenden Bauthätigkeit aufzublühen begann. Gemälde dieser Art führte er unter Anderem in
der Villa Ravene in Moabit und in dem Festsaale der Kaisergalerie aus. In der Composition sür den letzteren
entsaltete er einen zu damaliger Zeit noch ungewöhnlichen Glanz und Reichthum der Farbe im Verein mit grosser
Lebenssülle und schwungvoller Darstellung. Nebenher entstanden in den Sechziger-Jahren die Genrebilder »Gretchen
im Kerker«, das »Kranke Kind«, an desfen Bett die Eltern wachen, »Marguerita Spoletina«, die »Reue« (eine
betende Bäuerin), »Lasfet die Kindlein zu mir kommen«, die »Harzer Küche«, die »Inständige Bitte« u. a. In
weiteren Kreisen wurde Hildebrand jedoch erst durch die Bilder bekannt, mit welchen er die Ausstellung der
Berliner Akademie im Jahre 1874 beschickte. Zwei von ihnen gehörten dem damals noch nicht so übermässig und
gedankenlos wie heute cultivirten Gebiete des Cottümstückes an: »Mutter und Kind«, eine vornehme Frau in
 
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