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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 11.1888

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Heft VI
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Galland, Georg: Der Kupferstecher Rudolf Stang
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https://doi.org/10.11588/diglit.3329#0185
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Der Kupfersteeher Rudolf Stang.

Da

'as Leben eines Kupserstechers ist nicht reich an inter-
essanten Zwischensällen und unsere Leser werden es uns
nicht verübeln können, wenn wir die künstlerische Ent-
wicklung Rudols Stang's, des vielgenannten Schöpfers
des Abendmahlstiches, ihrem Wesen entfprechend, kurz
und schlicht vorführen. Rudols Stang wurde am 26. No-
vember 1831 in Düsseldorf geboren. Ansänglich zum Stein-
hauer und bald daraus zum Lithographen bestimmt, offen-
barten sleh rasch jene Fähigkeiten, welche Veranlasl'ung
gaben, dass man den erft vierzehnjährigen Knaben aus
die Düsseldorfer Akademie schickte. Nach zweijährigen
Studien daselbst war der junge Künstler schon fo weit
vorgeschult, dass ihn der Verein zur Verbreitung religiöser
Bilder in seiner Vaterftadt mit zahlreichen kleinen Platten
beaustragen konnte, deren liebliche Durchführung über-
rascht. Von diesen Leistungen des begabten Ansängers
sühre ich nur einen »Sebastian« nach Perugino, einen
»Ambrosius« und »Antonius« nach Schraudolph, einen
»Clemens« nach Müller, einen »Stephanus« nach Fra
Bartolommeo und eine »Madonna« nach Molitor an. Für
denselben Verein stach er sodann seine erste grössere
Arbeit, eine Halbfigur der »Madonna« nach Proseflbr Ernst
Deger. Der Ersolg dieses Werkes ermunterte zu weiteren
Anstrengungen, und so solgten verfchiedene Blätter nach
Cartons von Overbeck (zum Beispiel die Fusswafchung der Apostel und Petri Predigt). Eine grössere Platte, eine
»Verkündigung« nach dem aus Schloss Stolzensels besindlichen Fresco Ernst Degers kennzeichnet den Abfchluss
der Jugendentwicklung, den Anbruch der Reisezeit des Meilters, denn hier treten uns in der Gewandung des Engels
mit vollendeter Technik geschassene grossartige und plaftisch schöne Formen entgegen, die uns diefes Werk als
eine Vorarbeit zu den späteren Haupterscheinungen feiner Iteeherischen Thätigkeit erfcheinen lassen. Nachdem
Stang noch drei Platten als Beitrag sür die bekannte Publication: Goethe's Frauengestalten nach Zeichnungen von
Wilhelm von Kaulbach, geliesert hatte, unternahm er im Jahre 1865 eine Reise nach Italien, um die Vorbereitungen
sür den grossen Stich des Sposalizio — das erfte, wahrhast monumentale Werk feiner Hand zu trefsen.
Die Subvention, welche die königlich preussische Regierung dem Meister damals zu Theil werden liess, fetzte
ihn in den Stand, seine ganze Ausmerksamkeit dem grossen Werke, welches erst 1873 vollendet wurde, zuzuwenden.
Mit dem Sposalizio, welches zum ersten Male die unversälsehte Schönheit der Rafsael'schen Composition in alle Welt
trug, erwarb Stang die allgemeine Anerkennung der Fachkreise und der Kunstsreunde, eine Anerkennung, die durch
sürstliche Auszeichnung, durch Ehrenbezeugungen seitens der Akademieen zu Berlin, München und Brüssel, durch
Verleihung von Medaillen und des Prosessortitels, den zeitgemässen Stempel empsing. Wenige Jahre später (1876)
erfchienen das »Fellah-Mädchen« nach Charles Landelle (S. Illustration) und del Piombo's bekanntes Frauenbildniss
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Chrißus aus dem Äbendmahlßich von Rudolf Stang.
 
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