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Meisterwerke niederländischer Maler
IN DER
GALERIE WEBER ZU HAMBURG.
Dreiundzwanzig Radirungen von William Unger mit Text von Friedrich Schlie.


g) s ist ein vornehm ausgestattetes, echt künstlerisches Prachtwerk, welches unter dem Titel
j »Hervorragende Gemälde niederländischer Meister der Galerie Weber« in diesen Tagen

im Verlage von H. O. Miethke in Wien erschienen ist. Seiner kunsigeschichtlichen und
t?i^&i künstlerischen Bedeutung nach gehört es zu den tüchtigsten derartigen Veröffentlichungen
der letzten Jahre. Gestattet es doch den Kunslfreunden, denen es noch nicht vergönnt war, Ham-
burg zu besuchen, einen lohnenden, wenn auch nur theilweisen und einseitigen Einblick in die
künstlerischen Schätze, welche ein feinsinniger und kenntnissreicher Hamburger Kaufmann innerhalb
eines Vierteljahrhunderts in seiner nunmehr mit einem besonderen Galeriegebäude in Verbindung
gesetzten Wohnung aufgehäuft hat! Macht es uns doch mit dreiundzwanzig neuen Radirungen
Meister Unger s bekannt, zarten, frischen, fein im Geilte der Maler, deren Bilder sie wiedergeben,
empfundenen Blättern, die sich den geschätztesten Nummern seines reichhaltigen und inhaltreichen
Ätzwerkes anschliessen! Und ist es doch obendrein mit anregenden kunsigeschichtlichen Erörterungen
F. Schlie 's, des Direßtors des Schweriner Museums, versehen, der bekanntlich zu den einsichtigsten
Erforschern und Kennern der Geschichte der niederländischen Malerei gehört!
Die Galerie Weber in Hamburg verdankt ihre Entstehung lediglich dem Sammeleifer und dem
Geschmack ihres Gründers und Besitzers, des Consuls Ed. Weber, in dessen ererbtem Kunstsinn
schon durch einen mehrjährigen Aufenthalt in Italien, der ihm im frühen Knabenalter an der Seite
kunslbegeisterter Eltern beschieden war, die Keime zielbewussten Schasfens rege geworden sein
mussen. Als Sammler kehrte Weber, nur wenig über dreissig Jahre alt, zu Anfang der Sechziger-
Jahre von jenseits des Oceans zurück, wo er sich, die Zeitigung der Früchte seiner gediegenen
Gymnasialbildung der Zukunft überlasfend, zunächst geschäftlich auf eigene Füsse gestellt hatte.
Seine erste, ihm in manchen Beziehungen noch heute theuersle Sammlung, war seine bekannte
Sammlung antiker Münzen, deren Würdigung andern Federn vorbehalten werden muss. Das Stamm-
bild seiner Sammlung von Gemälden alter Meister erwarb er 1864. Der Gedanke, eine wirkliche
Sammlung alter Gemälde zu schaffen, scheint ihm erst 1868 gekommen zu sein, als er eine ganze
Reihe guter, wenn auch zum Theil schwer bestimmbarer Bilder etwas geheimnissvoller spanischer
Herkunft auf einmal erwarb. Seit dieser Zeit hat seine Gemäldesammlung sich ununterbrochen ver-
grössert. Manches Lehrgeld musste natürlich bezahlt werden. Schwächere Erwerbungen wurden
immer wieder abgestossen, bessere Bilder immer wieder eingetauscht. Der Eifer Weber's wuchs mit
seinen Erfolgen. Zu Ende der Siebziger-Jahre besass er von den italienischen und spanischen Bildern,
die seine Sammlung noch heute zieren, ausser den 1868 erworbenen, bereits Ribera's kostbare
Jugendarbeit »Die Anbetung der Hirten«, Sogliani's, des Credi-Schülers, hübsche »Heilige Familie«,
die Carlo Dolci zugeschriebene »Heilige Katharina«, Bern. Bellotto's beide kleine venezianische
 
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