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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 14.1891

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Bode, Wilhelm: Die Italiener, Franzosen, Altniederländer und Deutschen in der Schweriner Galerie
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https://doi.org/10.11588/diglit.3325#0091
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57

DIE ITALIENER IN DER SCHWERINER GALERIE.1
Nr. 53. Bernardo Bellotto. Italienischer Palasthof. Leinwand. Höhe 065, Breite 046. —
Radirung von Schulz.
Nr. 54. Bernardo Bellotto. Im Palast zu Warschau. Leinwand. Gegenstück von Nr. 53. —
Radirung von Schulz.
Nr. 96. Ambrogio Borgognone. Thronende Madonna zwischen Engeln. Pappelholz. Höhe
116, Breite 065. — Hochätzung einer Zeichnung von R. Raudner.
Nr. 697. Bartolommeo Montagna. Christus zwischen Petrus und Paulus. Bezeichnet OPVS.
BATOLOMMEI ■ MONTAGNA. Leinwand. Höhe 1105, Breite 0.875. — Hochätzung einer Zeich-
nuno- von R. Raudner.

ON den italienischen Bildern in der Schweriner Galerie lässt sich nicht viel Rühmens machen.
Sie bilden nur einen kleinen Theil der Sammlung und nehmen sich fremdartig zwischen den
anderen Bildern aus; in der That sind sie erst ein verhältnissmässig neuer Zuwachs der Galerie, die
dadurch eher verloren als gewonnen hat. Verloren nicht nur dadurch, dass die Mehrzahl dieser Bilder
künstlerisch von gar keinem oder nur sehr geringem Belang sind, sondern weil die Erwerbung derselben
wegen Mangel an Mitteln zu Ankäufen für die Galerie meist durch Austausch gegen gute Gemälde
der niederländischen Schule des siebzehnten Jahrhunderts gemacht wurde. Als „Dubletten" wurden
dazu Werke von Meistern hergegeben, die mit einer grösseren Zahl von Bildern in der Galerie ver-
treten waren, leider fast nur Bilder, und nicht gerade die geringeren, von hervorragenden Meistern,
da andere von den Kunsthändlern nicht genommen wurden. So sind von dem alten Bestande von zehn
Landschaften des Aart van der Neer nur noch fünf kleine frühe Werke des Künstlers vorhanden.
Über dem allzureichen Mittelgut dürfen jedoch einige gute und selbst werthvolle Bilder in dem
italienischen Saale der Galerie nicht übersehen werden. Sie gehören ganz verschiedenen Zeiten der
italienischen Kunst an. Ein paar der besten Bilder sind von Meistern der vorgeschrittenen Frührenaisfance,
ausschliesslich Norditalienern. Zwei Bilder führt der Katalog unter dem Namen des Bartolommeo
Montagna auf. Der „Christus zwischen Petrus und Paulus" vor landschaftlichen Grunde (Nr. 697) ist
ein sehr charakteristisch.es gutes Werk dieses Meisters (ssehe S. 76), wohl aus seiner späteren Zeit: ernst
in der Auffassung der charaktervollen Gestalten, kräftig und leuchtend in der tief gestimmten Färbung.
Das zweite Bild, eine „Kreuztragung" in kleineren Figuren (Nr. 698), ist mit Recht als „Schulbild"
bezeichnet. Die hastige Bewegung der Figuren ist ziemlich ungeschickt, die Zeichnung derselben zu
gering für den Meister, zu gering selbst für seinen Bruder Benedetto; aber Färbung und Typen geben
doch die Richtung des Bart. Montagna deutlich genug zu erkennen. Der in neuerer Zeit in Beziehung
zu diesem Bilde genannte Ferrarese Ercole Roberti hat nichts damit zu thun; schon der Charakter der
Stadt im Grunde des Bildes lässt mit Sicherheit auf die Nachbarschaft von Venedig schliessen.
Ein anderer, etwas jüngerer Künstler der venezianischen Schule versteckt sich meiner Ansicht
nach hinter einem dem Dosso Dossi zugeschriebenen Bilde der „Madonna mit Heiligen" (Nr. 325).
Das Bild scheint mir ein spätes, durch Restauration verflautes Werk des Girolamo da Santa Croce.
1 Hiermit sindet die Besprecliung dieser Galerie ihren Abschluss. Vg1. Graphische Künste IX (1886/87), 45 — 62, 73—SS; X 1 1S87), 21—50
XI (iSSSs 1 —28; XII r 18891, 63-72, 77-S8, 97-120; XIII (1S90), 89-104
 
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