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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 21.1898

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Bénédite, Léonce; Glück, Gustav: Die französische Lithographie der Gegenwart und ihre Meister I, [1]: H. Fantin-Latour, H. Dillon, E. Carrière
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https://doi.org/10.11588/diglit.4070#0009
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DIE FRANZÖSISCHE

LITHOGRAPHIE

DER GEGENWART
UND IHRE MEISTER


"

EINLEITUNG.

Als im Jahre 1895 das hundertjährige Jubiläum der Erfindung der Lithographie in Paris durch
eine grosse historische Ausstellung gefeiert wurde, da war in den Kreisen der Künstler und der
Kenner die Empfindung allgemein, als ob die französische Lithographie in den jüngsten Tagen wie
mit einem Schlage zu neuem Leben erweckt worden wäre; und auch die Tagesblätter und die
Fachzeitschriften priesen jubelnd diesen neuesten Erfolg der französischen Kunstbestrebungen
unserer Tage. Es liegt nahe zu fragen, warum diese Kunst schon im ersten Jahrhundert ihres
Bestandes so altersschwach geworden ist, dass sie einer solchen Wiederbelebung bedarf. Will man
diese Frage beantworten, so muss man sich daran erinnern, wie es der französischen Lithographie
seit den dreissiger Jahren ergangen ist.
Gerade in Frankreich hat die deutsche Erfindung der Lithographie gleich nach ihrem ersten
Bekanntwerden einen so fruchtbaren Boden gefunden, dass man sagen kann, die Lithographie sei
recht eigentlich eine französische Kunst geworden. Nie und nirgends hat sie sieh wieder einer
solchen Gunst bei den Künstlern und beim Publicum erfreut, wie in den Jahren 1830 bis 1860 in
Paris. Dies ist die Zeit ihrer ersten und ihrer grössten Blüte, die Zeit, wo sie unbestritten die Vor-
herrschaft unter den graphischen Künsten behauptet. Dass sie die hohe Stellung, die man ihr damals
einräumte, wohl verdient hat, das begreift man, wenn man heute in den Mappen blättert, worin
dank dem Fleisse der Sammler und der Sorgfalt der Bibliotheken Lithographien aus jener Zeit
aufgespeichert sind. Diese schlichten Steinzeichnungen, deren Zahl fast unendlich scheint, sind
uns in mancher Hinsicht belehrender als alle gelehrten Geschichtsbücher; sie erzählen uns von
dem gesammten öffentlichen und privaten Leben jener Zeit, sie schildern uns alle Berühmtheiten
des Tages in tresflichen Bildnissen, sie sprechen von literarischen Kämpfen, von künstlerischen
 
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