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CARL THEODOR MEYER-BASEL.

Heute, wo in der Kunst des Landschafters wie im Bildnisse die decorative Auffassung und
die harmonische Farbenstimmung mehr Vorliebe findet als Ähnlichkeit und Treue, kehrt man doch
trotz aller Zuneigung für die verdienstlichen Bemühungen dieser neuen Kunst gerne dann und
wann zu den schlichten, aber frischen Arbeiten derjenigen zurück, die nur den bescheidenen Ehr-
geiz haben, ein Stückchen Natur ehrlich wiederzugeben mit all der süssen, oft auch traurigen
Stimmung, die eben für sie den Reiz davon ausgemacht hat. Die Natur bleibt immer jung und
schön, und darum wird auch eine ehrliche künstlerische Übersetzung der Natur an dieser ewigen
Jugend und Schönheit immer Theil haben.

Man betrete nur einmal auf den Münchener Ausstellungen die den graphischen Künsten
gewidmeten Säle: Inmitten der prachtvoll kühnen Arbeiten der Car.sruher und Stuttgarter, der
wunderbar farbigen Sachen Ludwig Kühns und der Stroewer-Bremcn behaupten sich die Blätter
Meyer-Basels und fallen auf, gerade dank ihrer ehrlichen Naivetät. Sie beruhigen das Auge und
bezaubern es allmählich auf die Dauer; sie sind einfach und anspruchslos, aber sie sprechen die
aller Manier und Rhetorik fremde Sprache des wirklich Erlebten, die nie ermüdend wird, und
bringen zugleich die Stimmung, wie sie der Zeichner der Natur gegenüber empfand, ohne Über-
treibung in ihrer ganzen Ursprünglichkeit zum Ausdruck.
 
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