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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 24.1901

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Schütze, Ludwig: Paul Neuenborn
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https://doi.org/10.11588/diglit.4243#0076
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PAUL NEUENBÜRN.

Der zoologische Garten zu Düsseldorf
besass als besondere Sehenswürdigkeit einen
Schimpansen, welchen der Afrikareisende Robert
Visser, ein geborener Düsseldorfer, mitgebracht
und dem Garten zum Geschenk machte. Dieser
Schimpanse, der später elendiglich umkam — er
verbrannte infolge einer rohen Spielerei, die
Knaben mit ihm anstellten —/wurde von Paul
Neuenborn so vorzüglich abkonterfeit, dass seine
auf Stein gezeichnete Darstellung des absonder-
lichen Affen zunächst in Düsseldorf, dann auch
anderswo Aufsehen erregte und die Aufmerk-
samkeit auf dieses eigenartige Talent lenkte, mehr
als seine früheren Arbeiten, die es indessen
kaum weniger verdient hätten. Neuenborns viel-
seitige und starke Begabung wurde aber dann
erst ganz erkannt, als er im Sommer 1897 in den
Kunstsälen von Eduard Schulte in Düsseldorf
eine Sonderausstellung seiner gesammten Arbei-
ten veranstaltete. Ausser mehreren guten Bild-
nissen und anderen Ölgemälden waren es humo-
ristisch-satirische Compositionen, Zeichnungen
und Aquarelle, welche die Beschauer durch ihre
geistvolle Originalität überraschten. Zufällig
waren gleichzeitig in denselben Kunstsälen
Zeichnungen von J. L. Forain, dem ausgezeich-
neten französischen Karikaturisten, ausgestellt,
und die Vergleichung der Arbeiten der beiden

Künstler offenbarte so recht den Unterschied des gallischen und des germanischen Temperaments.
Neuenborns Thierbilder sind in ihrem Anthropomorphismus echt deutsch und erinnern hierin an
Oberländer, den F. Th. Vischer so hoch stellt, und an Kaulbachs Reineke Fuchs. Neuenborn hat
ein ganz besonders stark ausgeprägtes Talent für diese Art von Darstellungen. Es zeigt sich in
ihnen ein so echter Humor, dass man ihn wohl neben Oberländer und Wilhelm Busch nennen kann.
Seine Empfindungs- und Ausdrucksweise ist aber durchaus persönlich.
 
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