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I

Nach einer Originalzeichnung von Jenny Fikentscher.

Verbindung mit der Landschaft. Die berechtigte Furcht des modernen Künstlers, Eindrücke von
Atelierstimmungen zu wecken, wurde also auch für die Neugestaltung des Blumenstückes ent-
scheidend. Frau Fikentscher malt die Blumen inmitten ihrer ländlichen Umgebung, so wie sie in
der freien Natur in Gruppen vereinigt stehen und durch massige Farbenwirkungen den Blick ent-
zücken.

Mit dieser neuen Auffassung sind einmal die Kompositionsmöglichkeiten unendlich bereichert.
Die Blumen in der Landschaft können von den verschiedensten Standpunkten, unter immer
wechselnder Beleuchtung, vor stets belebtem Hintergrund beobachtet und wiedergegeben werden.
Reichtum und Mannigfaltigkeit der Anordnung in jedem neuen Werk entspricht aber dem Sinn
des modernen Betrachters, der nicht wie derjenige aus der vorangehenden Periode überall an die
Kunst des Komponierens erinnert werden will. Wir wollen vor einem modernen Gemälde — wie
oft ist dies schon ausgesprochen worden — vor allem empfinden, daß wir einen Ausschnitt der
Natur, der wahr und groß gesehen ist, vor uns haben, daß alles, was dargestellt ist, innerlich
begründet und lebensvoll wiedergegeben sei. Diesem Bedürfnis ist auch in der Kunst Frau
Fikentschers Rechnung getragen. So schon dadurch, daß uns die Blumen ungepflückt, nicht nur
scheinbar lebendig in Vasen gestellt oder zu Kränzen geflochten vor Augen geführt werden. Alles
nebensächliche Beiwerk, wie Säulen, Marmorplatten oder gar die beliebten Plüschdecken, die in
der alten Zeit nur dezent angebracht wurden, nach und nach aber an Pracht die Blumen womöglich

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