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Denselben reali-
stischen Neigungen
begegnen wir in eini-
gen Sittenbildern, von
denen wir den Wechs-
ler und seine Frau im
Louvre, den verliebten
Alten bei der Gräfin
Pourtales in Paris, die
betenden Heuchler in
derGalerie des Fürsten
Doria zu Rom und den
offenbar irrtümlich so
genannten »Handel
ums Huhn« in der
Dresdner Galerie für
Originale zu halten
geneigt sind. Diesen
Werken durch die
sittenbildliche Auf-
fassung nahe ver-
wandt ist das ohne
Zweifel eigenhändige
Bild des heiligen Hie-
ronymus in seiner
Stube in der kaiser-
lichen Galerie zu
Wien.

Solche Schöpfun-
gen setzen eifrige und
eindringliche Studien
nach dem lebenden
Modell voraus. Köpfe,
wie die der beiden
scheinheiligen Beter

der Doriaschen Galerie in Rom, können ohne gründliche Beobachtung der Natur nicht geschaffen
worden sein. Es ist deshalb kaum einem besonderen Zufalle zuzuschreiben, daß uns noch eine
solche Studie nach dem lebenden Modell erhalten geblieben ist: wir meinen die herrliche Bildnis-
studie, die aus dem Besitze des Grafen d'Oultremont in die Sammlung der Frau Andre in Paris
gelangt und durch die Brügger Ausstellung des Jahres 1902 in weiten Kreisen bekannt geworden
ist. Wir vermögen davon heute unsern Lesern eine Wiedergabe darzubieten, die aller Vervollkomm-
nung der mechanischen Reproduktionsarten zum Trotz unerreichbar bleiben wird: es ist eine köst-
liche Radierung von der Hand des Münchner Künstlers Peter Halm, der hier in der Feinheit der
Ausführung ähnlichen Arbeiten Gaillards nahekommt, ja sie in mancher Hinsicht übertrifft.

Quinten Metsys, Studienkopf.

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