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FC) RAIN.

Wer kennt ihn nicht,
den großen Zyniker, den un-
moralischen Moralisten, der
es gewagt hat, ein zweiter
Daumier, dem modernen
Paris, dem »Herzen der
Welt«, seinen Spiegel vor-
zuhalten und ihm mit kalter
Unerbittlichkeit die Wahr-
heit zu sagen, allwöchent-
lich einmal im Courrier
francais, im Journal amü-
sant, in Le Rire, im Figaro,
in Blättern, die sonst nur
dem Witz, dem flüchtigen
Vergnügen der Kaffeehaus-
gäste, der Boulevardmüßig-
gänger, kurz gesagt, der
Welt, in der man sich nicht
langweilt, geweiht sind?

Was ihn aus der Menge
der Pariser Humoristen —
das Wort trifft nicht für alle
zu — Steinlen, Caran d'Ache,
Leandre, Willette, Hermann-
Paul, sofort heraushebt und
hoch über die Genannten
stellt, ist neben seiner rein
künstlerischen Bedeutung
als Zeichner auch der tiefe
Ernst, der all seinen flüch-
tigen Einfällen und Scherzen

eignet. Ein philosophischer Grundgedanke, den man fast »Mitleid« nennen könnte, durchzieht die
meisten seiner Zeichnungen und Lithographien, soweit sie nicht rein malerische Tendenzen ver-
folgen. Forain steht hierin seinen Vorläufern aus der Zeit des zweiten Kaiserreiches, den Daumier,
Cham, Granville und Gavarni, näher als den Zeitgenossen. Er übertrifft auch sie, den heut als

J. L. Forain, Selbstbildnis.

Lithographie.

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