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Eugen Kirchner, Mühle in Egmond.

Bleistiftzeichnung.

EUGEN KIRCHNER.

Wir haben in Deutschland Künstler, deren Namen sozusagen jedermann kennt, und die
doch namenlos unbekannt sind. Zu ihnen gehört ein stiller Mann, von dem ich hier singen und
sagen will: Eugen Kirchner.

Wer je die »Fliegenden Blätter« gelesen — und wer hätte das nicht, sind sie doch das einzige
Witzblatt, das seiner absoluten Harmlosigkeit wegen unbedenklich jedem Kind in die Hand
gegeben werden kann und zu dem auch der Erwachsene in Stunden der Weihe, etwa beim Haar-
schneiden oder im Vorzimmer des Zahnarztes wie zu halbvergessenen Jugenderinnerungen reuig
zurückkehrt, - - wer je die Fliegenden Blätter gelesen, hat sich an dem unversiegbaren Born der
Kunst Eugen Kirchners erquickt. Neben dem Altmeister Oberländer kann man ihn mit Fug als den
besten und gediegensten Künstler des Münchencr Witz- und Weltblattes bezeichnen. Aber das
weiß, wie gesagt, jeder Deutsche, der auch nur die leisesten Herzensbeziehungen zur Kunst seines
Vaterlandes hat. Weniger bekannt dürfte es sein, welche Rolle Eugen Kirchner außerhalb der
Schaubühne der Fliegenden Blätter spielt, und welche Summe von Kraft und künstlerischer
Leistungsfähigkeit sich hinter deren papierenen Kulissen betätigt.

Eine Sonderausstellung seiner Zeichnungen, Aquarelle und Radierungen, die ich 1904 im
Rahmen der großen Dresdner Kunstausstellung dem Publikum vorführte, bewies zum erstenmal,
mit welch fabelhafter Gründlichkeit der Künstler seine Illustrationen vorbereitet, zeigte den solid

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