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JOSEF HEGENBARTH.

Es will etwas bedeuten,
wenn man unter ungefähr
viertausend Blättern einer
graphischen Sammlung (die
man in kurzer Zeit durch-
zusehen beruflich verpflich-
tet ist) auf das Schaffen eines
Unbekannten stößt, von dem
man mit nicht loslassender
Gewalt gepackt wird. Ein
solches geschah mir vor
einiger Zeit. Der Künstler,
der mich damals in seinen
Bann gezogen hat, heißt
Josef Hegenbarth. Er war
mir, wie schon angedeutet,
dem Namen und Schaffen
nach ein Unbekannter ge-
wesen. Später hat er mir
über sein Leben folgendes
mitgeteilt:

Er wurde geboren am
15. Juni 1884 in Böhmisch-
Kamnitz. Als Kind schon
will er den Trieb verspürt
haben, mit dem Stift zu er-
zählen. Schultyrannis er-
stickt dann für Jahre seine
naive Fabulierlust. Wie er
später — fast schon ein

Josef Hegenbarth, Der Brutale. Nach der Radierung. j\[ann __ von Schwerer

Krankheit genest, fühlt er den frühen Drang, auf der Fläche zu gestalten, wieder erwachen. Mit so
elementarer Wucht, daß sich sein Lebensplan plötzlich entscheidet. Der Vierundzwanzigjährige
tritt in die Dresdner Akademie ein. In den Malsälen Bautzcrs und Zwintschers hält er sich nur
vorübergehend auf, erst im Atelier G. Kuehls faßt er festen Fuß. Hier bleibt er — lernend und
schaffend — bis zum Tode des Meisters (1915). Zu Beginn des Krieges hat er einen vierjährigen

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