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Leopold Graf Kalckreuth, Der Regenbogen,

Gemälde in München.

ÜBER DIE KUNST DES GRAEEN KALCKREUTH.

Kunst bedeutet Auseinandersetzung des Menschen mit der Natur. Ein naturgebundenes
Wesen tritt der Natur frei gegenüber und erzeugt ein Etwas, das ein Mehr und Weniger als Natur
bedeutet. Verschiedene Zeiten betonen den Anteil der beiden Komponenten — Menschengeist und
Natur -- verschieden, sie unterstreichen bald die eine, bald die andere. Feuerbach nannte den
Naturalismus eine niedere Stufe der Malerei und die naturalistische Epoche, die Feuerbach folgte,
hatte für diesen ein verlegenes Achselzucken. Wollen wir einen Standpunkt über diesen Tages-
urteilen gewinnen, so bleibt uns nichts übrig, als zwei Erscheinungsformen von Malerei anzunehmen,
die sich durchdringen und ergänzen, die wie Wellenberg und Wellental sich folgen und nur in den
Höhepunkten wahrhaft schöpferischer Zeiten und Individuen sich vereinigen. In Rembrandt ist
jenes erhöhte Menschentum und eine unbegreifliche Naturnähe.

Zeiten haben so gut Aufgaben wie Menschen und Aufgabe des Künstlers ist es, seiner Zeit
zum Ausdruck zu verhelfen. Die Generation Kalckreuths hatte sich in der Blütezeit der Natur-
wissenschaften leidenschaftlich dem Studium der Erscheinung der Dinge hingegeben. Kalckreuth
stand mit Liebermann, Uhde, Zügel in einer Reihe in jener ersten Zeit des Impressionismus, in
der man nach französischem Vorbild die Staffeleien ins Feld hinaustrug, um der Natur so nahe

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