Maurice de Vlaminck, Landschaft. Lithographie.
mit dem, was voranging, als Vorstufe und dem, was nachkam, als Auswirkung, so ist erklärlich,
warum die Graphik besonders in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts zurücktrat. Sie war von
der großen Malerei überschattet, an deren Probleme sie mit ihren knapperen und unergiebigeren
Mitteln mitzuwirken sich bemühte; sie näherte sich mehr der Zeichnung oder der wirklichen Malerei,
aber sie konnte diese Gattungen nicht wesentlich bereichern. So viele vortreffliche Graphik der
französische Impressionismus auch hervorgebracht hat, es ist doch keiner der Meister — mit Aus-
nahme etwa von Odilon Redon, der jedoch charakteristischerweise in späterer Zeit wieder fast
völlig zum Maler geworden ist —, dessen graphisches Werk mehr wäre als eine Ergänzung zu
seiner malerischen Arbeit, Abfall und Nebenprodukt einer Tätigkeit, die sich zum größeren Teil
auf dem anderen Gebiet abspielte. Was uns Renoir, Degas, Cezanne, selbst Manet als Graphiker
gegeben haben, ist bei allem Reiz und allem Wert doch nur Marginalie ihrer Hauptleistung, viel
weniger jedenfalls als bei den nichtfranzösischen Impressionisten, bei Whistler, Liebermann, Slevogt
oder Corinth. In der Graphik eröffnet sich dem nordischen Künstler ein Feld, in dem er seine
eigentümlichsten Fähigkeiten stärker entfalten kann; ihm ist Graphik nicht nur Malerei mit be-
schränkten Mitteln, sie ist ihm ein von der Malerei grundsätzlich geschiedenes Gebiet, das ihm
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mit dem, was voranging, als Vorstufe und dem, was nachkam, als Auswirkung, so ist erklärlich,
warum die Graphik besonders in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts zurücktrat. Sie war von
der großen Malerei überschattet, an deren Probleme sie mit ihren knapperen und unergiebigeren
Mitteln mitzuwirken sich bemühte; sie näherte sich mehr der Zeichnung oder der wirklichen Malerei,
aber sie konnte diese Gattungen nicht wesentlich bereichern. So viele vortreffliche Graphik der
französische Impressionismus auch hervorgebracht hat, es ist doch keiner der Meister — mit Aus-
nahme etwa von Odilon Redon, der jedoch charakteristischerweise in späterer Zeit wieder fast
völlig zum Maler geworden ist —, dessen graphisches Werk mehr wäre als eine Ergänzung zu
seiner malerischen Arbeit, Abfall und Nebenprodukt einer Tätigkeit, die sich zum größeren Teil
auf dem anderen Gebiet abspielte. Was uns Renoir, Degas, Cezanne, selbst Manet als Graphiker
gegeben haben, ist bei allem Reiz und allem Wert doch nur Marginalie ihrer Hauptleistung, viel
weniger jedenfalls als bei den nichtfranzösischen Impressionisten, bei Whistler, Liebermann, Slevogt
oder Corinth. In der Graphik eröffnet sich dem nordischen Künstler ein Feld, in dem er seine
eigentümlichsten Fähigkeiten stärker entfalten kann; ihm ist Graphik nicht nur Malerei mit be-
schränkten Mitteln, sie ist ihm ein von der Malerei grundsätzlich geschiedenes Gebiet, das ihm
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