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»Wiener Werkstätte« die Formen des Kunstgewerbes dazu erwählte, um den bunten Träumen
einer einzigartigen dekorativen Phantasie sichtbare Gestalt zu geben. Seine Werke »strahlen« in uner-
hörtem Maße, sind Ausfluß einer Persönlichkeit, deren Vibrationen uns aus der geringsten seiner
Skizzen entgegenschwingen. Die Art und den Umfang seines Schaffens enthüllte die im Herbste 1923
im Österreichischen Museum für Kunst und Industrie veranstaltete Dagobert-Peche-Gedächtnis-
Ausstellung, die neben einer großen Zahl ausgeführter Objekte auch eine überwältigende Menge

von figuralen
Kompositionen
und Werkzeich-
nungen seiner
Hand darbot,
in denen man
zum erstenmal
einen Blick in
seinekünstleri-
sche Werkstatt
tun durfte. Eine
unerschöpfliche,
kindlich-heitere
Erfindungsgabe
schien hier zu-
nächst mit den
Dingen ein tän-
delndes Spielzu
treiben,umdann
dennoch eine
letzte,festeForm
zu finden, die
an Grazie und
Linienharmonie
nicht zu über-
bieten ist. In
diesen teils mit

Dagobert Peche, Scherenschnitt.

der Feder, teils
mit Buntstiften
flüchtig hinge-
worfenen, manch-
mal auch mit
goldenen Papier-
sternchen sorg-
fältig beklebten
Entwürfen offen-
barte sich das
Wesen der Pe-
cheschen Kunst
vielleicht noch
klarer und un-
mittelbarer als
in seinen Ke-
ramiken, Texti-
lien, Möbeln oder
Metallsachen, in
denen seinForm-
wille scheinbar
mühelos der
Sprödigkeit des
Materials Herr
ward. Mit Erstau-
nen bemerkte
man ein vor-

nehmlich linear empfindendes Talent, sah einen Zeichner von höchster Originalität und eminentem
Können an der Arbeit, der die Vorstudie zu einer Tapete, einer Stickerei oder einer Goldschmiede-
arbeit durch die Kraft seiner Individualität zum vollkommenen Kunstwerk adelte. Wenn der von
Max Klinger in seiner berühmten Schrift »Malerei und Zeichnung« geprägte Begriff der »Griffel-
kunst« nunmehr auch auf die kunsthandwerkliche Zeichnung ausgedehnt werden kann, so ist dies
vor allem Peche zu danken, der die Darstellung eines Fauteuils oder einer Kommode zum Range
einer hochkünstlerischen Leistung zu erheben vermochte.

Schöpfte die erwähnte Gedächtnisschau vor allem aus dem reichen Schatze der von Peche
hinterlassenen Handzeichnungen, so gab eine Ausstellung der von der Bibliothek des Österreichischen
Museums im Jahre 1925 aus dem Besitz der Witwe Peches erworbenen Linol- und Holzschnitte
Gelegenheit, auch den GraphikerPeche in engerem Sinne kennenzulernen. Wie sein von uns in den

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