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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 49.1926

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Eine Parzivalfolge von Irma von Duczynska
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https://doi.org/10.11588/diglit.6341#0086
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ist schon der Unterschied zwischen dem Kunstwerk, wie es seinem Schöpfer vorher vorge-

'en schwebt hat, und dem, das er schließlich zustande bringt, groß, so ist der Unterschied zwischen

dem fertigen Kunstwerk, wie es sein Urheber sieht, und dem, das sich in den Köpfen seiner Betrachter

ter malt, noch sehr viel größer. Sich selbst und den Leser an diese wohlfeilen Wahrheiten zu erinnern,

hielt der Schreiber dieser knappen Geleitworte zu Irma von Duczyhskas schönem, gedankenreichem

Holzschnittzyklus »Parzival« für ein Gebot der Notwendigkeit.

Irma von Duczyriska hat sich jahrelang mit dem Parzival beschäftigt, hat nicht nur den Wolf-
rams von Eschenbach, sondern auch den des Crestien de Troyes und vieles, was mit der Gralsage
zusammenhängt oder neu darüber geschrieben wurde, gelesen. Richard Wagners Parzival, den sie
früher oft hörte, hatte sie zuerst, namentlich im Hinblick auf Bühnenbilder und Darstellung, kalt
gelassen, hatte sie sogar verletzt, besonders die Szene, in der Parzival den Helm aufschlägt und
wie Christus aussieht. Ein Mensch kann nicht wie Christus sein, wenn er auch nach der Künstlerin
Wort »durchchristet« sein soll. Richard Wagners Verdienst bestand ihrer Meinung nach haupt-
sächlich darin, daß er in einer so durchaus materialistischen Zeit wie der unseren nach einem solchen
Mysterienstoff gegriffen hat. Als sie nach fünfjähriger Beschäftigung mit dem Parzivalthema in
München abermals einer Aufführung des Bühnenweihfestspieles beiwohnte, da fand sie den Stoff
ganz so zart und mit jener Zurückhaltung behandelt, die er verlangt.

Die Künstlerin ist ein Märchenmensch. Sie hat immer gerne Märchen gelesen und hat eine
ganze Reihe von Märchenbildern geschaffen, zum Beispiel Schneewittchen, die Sieben Raben, den
Machandelboom und Jorinde und Joringel. Diese farbenreichen Temperamalereien konnten aber,
was die Künstlerin natürlich eigentlich beabsichtigt hatte, nicht vervielfältigt werden, weil das zu
teuer gekommen wäre. So griff sie, als sie den Parzival darstellen wollte, wieder nach dem Holz-
schnitt, den sie seit vielen Jahren nicht mehr gepflegt hatte.

Die Duczyriska ist aber überdies eine mystisch veranlagte Natur, sie hat sich auch mit Anthro-
posophie abgegeben. Was Wunder, daß sie aus dem Wolfram und dem Crestien, der der tiefere ist
und der ihr näher steht, eine Menge Geheimnisse herausliest, die dem gewöhnlichen Leser entgehen,
und daß sie in ihre Parzivaldarstellungen eine Menge Geheimnisse hineinlegt, von denen wieder
der naive Betrachter keine Ahnung hat.

Die 23 Blätter tragen folgende Titel: 1. Herzeloydes Traum. 2. Parzival und die Ritter. 3. Parzival
verläßt seine Mutter. 4. Der rote Ritter. 5. Des roten Ritters Tod. 6. Gurnemanz. 7. Der Weg nach
Pelrapeire. 8. Kondwi'ramur. 9. Die Gralsburg. 10. Beim reichen Fischer. 11. Der Sturz. 12. Die drei
Blutstropfen. 13. Kundrie. 14. Karfreitag. 15. Bei Trevrizent. 16. Die Schuld. 17. Der Gral. 18. Die
Geburt der Erde. 19. Welterlösung. 20. Verborgene Worte. 21. Parzival und Feirefis. 22. Gralskönig.
23. Neue Erde.

1 Parzival. Dreiundzwanzig Farbenholzschnitte (von) Irma von Duczyriska. (München) MCMXXV. Im Selbstverlag der Künstlerin.

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