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auf einer Seite nur das zum
Ausdruck zu bringen, was aus
sanften Hügeln und rieselnden
Bächen, aus ragenden Zypressen
und blühenden Obstbäumen, aus
dem Gezwitscher der Vögel und
dem Duft der Blumen so ein-
dringlich zum Menschen redet
(Abb. 3). So entsteht schon am
Ende des XIV. Jahrhunderts in
Persien die romantische Land-
schaft ohne Staffage, in der,
durch die alten Epen neu belebt,
mazdaistischeVorstellungenvom
Hvarnah, dem »Gottesglanze«,
tatsächlich nachgewirkt haben
mögen;1 ausschlaggebend war
hier aber doch wohl ein Zeit-
empfinden, das in der abend-
ländischen Gotik am ehesten
seine Parallelen findet.

Die Naturerlebnisse selbst
dürften vornehmlich in den an
Kontrasten so überraschend rei-
chen persischen Steppenoasen
gewonnen sein, und jedenfalls
muß ein starkes Heimatgefühl
bei ihrer Gestaltung mitgeklun-
gen haben; denn das ganze
XV. Jahrhundert hindurch bleibt
der einmal ausgebildete Land-
schaftstyp mit den runden Berg-
kuppen und zerklüfteten Felsen,
dem blumenbestandenen, zwi-
schen Steinen sich dahinschlän-
gelnden Bach, den Zypressen,
Platanen, Ulmen und Blütenbäumen und dem krüppligen Strauchwerk ständiges Requisit bei den
Illustrationen zum Schahnameh, zu Nizämi's Epen und anderen Texten, von denen Luxusausgaben
damals in erstaunlich großer Zahl hergestellt wurden. Für die Hintergründe wählte man neben
dem kräftigen Blau, statt dessen bisweilen noch Zinnoberrot vorkommt, jetzt häufiger das feierliche
Gold, von dem sich die einzelnen Deckfarben wirkungsvoller abhoben und das also hier durchaus
nicht als primitives Hilfsmittel anzusehen ist.

1 Strzygowski und Diez räumen ihnen eine erheblich größere Rolle ein; vgl. E. Diez, Die Elemente der persischen Landschaftsmalerei und
ihre Gestaltung. Wien 1922.

Abb. 3. Landschaft aus einer Nizami-Handschrift. Südwestliches Persien, datiert 1399 n.Chr.
Konstantinopel, Ewkaf-Museum.
 
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