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sitzenden Balinesen ihren Sarong aus gewöhnlichem schwarzen und gelben Tuch. Die Farben des
Bildes sind lebhaft und bunt, gebändigt und zusammengehalten durch das glänzende Gelbbraun
der bloßen Menschenkörper. Entstanden ist auch dieses Bild 1922 auf Bali'. Der Rahmen ist eine
altbalinesische Holzschnitzerei.

Das jüngste der hier abgebildeten Werke Strassers wurde 1926 in Urga geschaffen. Es ist die
flotte, kräftige Farbenstudie nach dem Maidar, dum Teufelstanz der Lamakirche, der einmal im
Jahr, im September, stattfindet. Die Tänzer haben schöne, reiche Kostüme an und in den Händen
Gefüge aus vier beziehungsweise sechs Bronzeringen, Zepter der Lamakirche. Das weiße Figürchen
links hinten vom Tänzer in der Mitte des Bildes ist eine Maske. Die Fahnen stecken wegen des
schlechten Wetters in Hülsen. Aus dem gleichen Grund ist auch an dem Gerüst hinten, das eigent-
lich drei auf Seide gemalte Bilder hätte tragen sollen, nur ein solches aufgezogen. Unter dem Zelt-
dach vor diesem Gerüst steht der Thronstuhl des lebenden Buddah. Da dieser 1925 gestorben war,
so war 1926 der Stuhl unbesetzt. Der verstorbene Buddah soll der letzte gewesen sein, da ja die
Sowjets alle Religion zu verdrängen streben. Der links vorne stehende Mann in braunrotem Mantel
ist der Stellvertreter des Lamapapstes, der rangälteste der Lamakirche. Hinten sieht man unterhalb
des Wettergewölks den langgestreckten Rücken des heiligen Berges Bogdoul.

Die hier besprochenen sieben Arbeiten Roland Strassers erbringen, scheint mir, den Beweis,
daß er einer der anziehendsten, merkwürdigsten und kraftvollsten jüngeren österreichischen Maler
ist, eine Künstlerpersönlichkeit, auf die unsere Heimat stolz zu sein alle Ursache haben sollte. Daß
Roland Strasser in dieser Zeit der Verwirrung und Verwilderung auch aller künstlerischen Technik,
ohne dabei seiner persönlichen Eigenart etwas zu vergeben, die von älteren Meistern wie Petten-
kofen und Leopold Karl Müller überlieferte hohe Malkultur der Wiener Schule weiter pflegt, gereicht
ihm gerade in den Augen des Unterzeichneten zum Verdienst und zur besonderen Ehre.

Arpad Weixlgärtner.
 
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