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NEUERE GRAPHISCHE ARBEITEN
LUDWIG HEINRICH JUNGNICKELS.

Es war noch im Krieg, als hier das letztemal ausführlich über den Künstler berichtet wurde.
Blättert man den Jahrgang 1916 der »Graphischen Künste«,1 in dem das geschah, flüchtig durch,
so findet man außer dem Artikel über Jungnickel einen über Egon Schiele, Wiedergaben von
Studien, die Maximilian Liebenwein auf dem östlichen Kriegsschauplatz machte, und den Nachruf
auf Kaiser Franz Joseph I. Wie durch einen Blitz erhellt, liegt da jene Zeit vor uns. Wir spüren fast
schmerzhaft die riesige Entfernung, in der wir uns heute von ihr befinden. Liebenwein, den der Krieg
nur scheinbar neu belebt hatte, ist tot. Schiele, auf den man in Wien so große Hoffnungen gesetzt
hatte, der einzige, der des ungefähr gleichzeitig mit ihm verstorbenen Gustav Klimt Werk auf
eigene, höchst persönliche Weise fortsetzte, ist tot. Wie groß die Veränderungen sind, die sicli
seither (es ist kein Dutzend Jahre seit damals verstrichen) vollzogen haben, versinnlicht vielleicht
am besten der Tod des greisen Kaisers, mit dem das Europa unserer Jugend zu Grabe ging.

Im Sommer 1928 feierte eine schöne, würdige Ausstellung in der Sezession die zehnte
Wiederkehr von Gustav Klimts Todestag. Der Schreiber dieser Zeilen, der 1912 in den »Graphischen
Künsten« zum erstenmal Klimts Arbeiten in ihrer damaligen Gesamtheit zu überblicken und zu
beurteilen versucht hatte, betrat diese Gedächtnisausstellung mit etwas bangem Herzen. War er sich
doch vom Wandel eigener Anschauungen her nur allzu deutlich bewußt, daß für die Gegenwart

1 XXXIX. Bd., Otto Zoff: Ludwig Heiniich Jungnickel. S. 55 ff. — Hier sei nachgetragen, dafi der Künstler am 22. Juli 1881 in Jean Pauls
Geburtsort Wunsiedel das Licht der Welt erblickt hat und daß das Beste, was seither über ihn geschrieben wurde, Anton Reichels vorzüglicher
Artikel in Thieme-ßeckcrs Künstlerlexikon ist, Bd. XIX (1926), S. 330 f.

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