Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 54.1931

DOI Artikel:
Beringer, Joseph August: Hans de Vos: Betrachtungen zu seinem graphischen Werk
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6346#0054
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
HANS DE VOS.

BETRACHTUNGEN ZU SEINEM GRAPHISCHEN WERK.

Seit einem Menschenalter macht die deutsche Kunst eine Reihe heftiger und gegensätzlicher
Wandlungen durch. Fast jedes Jahrzehnt brachte Umschaltungen im künstlerischen Ausdruck. Aus
dem Realismus, der um die Jahrhundertwende in Leibi seinen stärksten Vertreter gehabt hatte, wurde
bald nachher der vom Westen einströmende Impressionismus als tonangebende Richtung abgeleitet,
der den malerischen und formalen Vortrag lockerte und durch starke Betonung des Lichtes und
der Farbwerte die strenge Bildform auflöste. Das ganz auf die Augentätigkeit aufgebaute Bild
gewann an Beweglichkeit der Bildelemente und verlor an seelischem und ethischem Gehalt. Zehn
Jahre später hat der hauptsächlich aus dem Osten stammende Expressionismus die Neubeseelung
des Bildes wieder anzustreben begonnen, hat aber mit den sogenannten »ekstatischen« Ausdrucks-
formen den harmonischen und gesetzmäßigen Aufbau des Bildbaues in Form- und Farbwerten
gänzlich auseinandergebrochen. Diese Richtung in der Kunst ist der furchtbare Ausdruck der
revolutionären Erschütterungen geworden, die damals von Ost nach West durch Europa fluteten.
Halbwegs einsichtige Künstler erkannten alsbald, daß diese Richtung im Kunstchaos enden müsse
und besannen sich auf die »neue Sachlichkeit« und auf den »magischen Realismus«, die wenigstens
technisch gegen die Verwilderung des malerischen oder des zeichnerischen Vortrags vorgingen,
allerdings ohne den Bildungen seelische und ethische Werte zurückgewinnen zu können.

43
 
Annotationen