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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 54.1931

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Beringer, Joseph August: Hans de Vos: Betrachtungen zu seinem graphischen Werk
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https://doi.org/10.11588/diglit.6346#0059
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Hans de Vos, Weiden am Überlinger See. Federzeichnung.

Atmosphärischen mit bewundernswerter Reinheit und Sicherheit im Anschlag der Töne. Vor allem
tritt das Licht als raumbildender Faktor in den hohen, luftigen Himmel als beredte Sprache der
Wolken und als glänzende Spiegel der Wasserflächen, wie als modellierende Kraft im Terrain in
die Erscheinung. Sei es, daß aus duftigen Fernen Gebirgszüge aufleuchten oder aus Gedünst Sonnen-
strahlen hervorbrechen oder durch das Geäst von Baumkronen blinken und über Dächer und Wiesen-
flächen streichen, immer erklingt es wie: Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre. — Was dieser
Landschaft an Üppigkeit der Tropen abgeht, das ersetzt sie durch die Lieblichkeit eines paradiesischen
Gartens, dessen blumige Sprache sich ins Kosmische übersetzen läßt, trotzdem ihr das Trauliche
näher liegt, als das Große. Hier bewährt es sich, daß die zarte strichelnde Art dem Liebeslaut ent-
spricht, in dem Zwiesprache mit der Natur und ihren Erscheinungen gehalten wird. Jedes Blatt ist
eine neue Freude am Wohlklang, der die Landschaft und die künstlerische Technik zur Einheit
formt. So kann nur einer schaffen, dessen Fühlen und Empfinden sich eins mit dem großen und
fernen Geheimnis der Weltkräfte weiß.

Von hier aus ist nur noch ein kleiner Schritt bis zu den mit vollendeter Sicherheit und aller
Zartheit aus der Natur geholten Federzeichnungen und Radierungen, von denen hier Proben gegeben
werden. Angesichts der Originale schwindet auch der letzte Rest, der in den früheren Wiedergaben
etwa noch peinlich wirkt. Die weiche Seele des Künstlers hat wie in einem Silberspiegel diese
großen Welteindrücke in sich aufgenommen, mit zarter Hand und in lebendiger Beschwingtheit

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