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MAX ACKERMANN ALS GRAPHIKER.

Die puristische Bewegung, die sowohl in der Malerei als in der Graphik zu einer weitgehenden
oder völligen Abstraktion vom Sichtbaren zu einem Zurückgreifen auf die eigentlichen Urelemente
künstlerischer Formung führte, hat gewiß stellenweise irritierend, hemmend oder vernichtend gewirkt,
sie hat aber doch nicht hindern können, daß die Graphik das blieb, was sie seit Jahrhunderten war:
Spiegel des Lebens, sei es nun in einem leichteren oder tieferen Sinn. Das Bedürfnis nach An-
schauung, letzten Endes nach Erkenntnis seiner selbst ist auch beim Menschen unserer Tage viel
zu groß, als daß es auf die Dauer unbefriedigt gelassen werden könnte. Trotzdem: der Wert der
Bemühungen um die reine Form darf nicht unterschätzt werden. Das Gute an dieser Bewegung
und ihr eigentlicher Sinn war, einer neuen Form und damit einer neuen Anschauung zum Durch-
bruch zu verhelfen. Daß dieser Wandel nicht ohne gewaltige Brüche und Umwälzungen vor sich
gehen konnte, liegt auf der Hand und hängt mit dem ungeheuren Wandel des Lebens selbst
zusammen. Man wundert sich häufig über die Schroffheit und das Tempo im Wechsel der Kunst-
bemühungen und Richtungen in unserer Zeit, allein man müßte in größeres Erstaunen geraten

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