Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — N.F. 2.1937

DOI Heft:
Buchbesprechungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6337#0084
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
BUCHBESPRECHUNGEN

H. van Hall: Repertorium voor de Geschie-
denis der Nederlandsche Schilder- en Graveer-
kunst (sederthet begin tot het eind van 1932). s'Gra-
venhage, Martinus Nijhoff, 1936 ff.

Die vom Verfasser unter Mitwirkung von Bertha
Wolterson bearbeitete Bibliographie ist die umfassend-
ste über niederländische Kunst, die bis heute existiert,
und wird wohl auf lange Sicht das unentbehrlichste
Werkzeug des auf diesem Gebiet arbeitenden Wissen-
schaftlers bleiben. Sie enthält auf 680 Ss. 18269 verz.
Nummern. Bibliographische Arbeit gliedert sich in
zwei große Kategorien: laufende, die die jeweilige
Jahresernte eines Wissenschaftsgebiets verzeichnet;
systematische, die einen bestimmten Umkreis bis auf
den Grund zu erschöpfen trachtet. Zur ersten Gruppe
gehört die Jellinek-Fröhlich-Bethsche, deren Aufgabe
heute der „Art Index" sich stellt. In ihr stehen auch
die Jahresbibliographien, die sich auf den Raum einer
bestimmten Nation beschränken, so für die Nieder-
lande Petits „Repertorium der Verhandelingen en
Bijdragen betr. de Geschiedenis d. Vaderlands" (das
gesamte Gebiet der Geschichtswissenschaft umfassend)
und für Deutschland die von Hans Kauffmann im
Auftrage des Deutschen Vereins so verheißungsvoll
begonnene Bibliographie der deutschen Kunstwissen-
schaft, wohl die durchdachteste Leistung der letzten
Jahre. In der zweiten Gruppe bestanden bis jetzt als
geschlossenste die Bibliographien einzelner Künstler,
allen voran die große Michelangelo-Bibliographie. Ihnen
tritt nun als Frucht vieljähriger Arbeit das van Hall-
sche Werk zur Seite, erste Zusammenfassung des
Kunstschaffens einer Nation im Spiegel der Literatur,
erfolgreiche Bewältigung einer Aufgabe von beängsti-
gender Schwierigkeit, bahnbrechend und richtung-
gebend für alle ähnlichen Unternehmungen in der
Zukunft.

Van Hall behandelt Süd- und Nordniederlande ein-
heitlich bis zu der um 1550 geborenen Generation, von
der an die ihren eigenen Weg gehenden Südniederlande
wegfallen, dringende Aufgabe der belgischen Kunst-
geschichte verbleibend. In der Gliederung des van
Hallschen Repertoriums steht der Gesichtspunkt der
Sachorientierung obenan. Es soll in erster Linie als
Vademecum für den dienen, der Arbeiten über ein
ganz bestimmtes Thema sucht. Das Prinzip ist das des
Fortschreitens vom Allgemeinen zum Besonderen,
wobei dieses so sehr spezifiziert wird, daß Unterteilungen
6. Grades vorkommen (z. B. kartograph. Reproduk-
tionswerke „B. III. a. 5. d. 1", wobei sich zur leichteren
Unterscheidbarkeit die Anwendung auch des griech.
Alphabets empfohlen hätte). Schwieriger hat es unter
diesen Umständen der, der Arbeiten eines bestimmten
Autors nachgeht. In der Reihung der Nummern
sind zwei Prinzipien ineinandergeflochten: das chrono-

logische und das alphabetische. Letzteres (durch ge-
sperrten Druck gekennzeichnet) ist angewendet in der
Hauptgruppe C: Monographien, ferner in Unter-
gruppen wie: Museen, Mäzene, Privatsammlungen,
Ausstellungen, Porträtikonographie. Das chronologi-
sche Prinzip ist aber viel durchgreifender und innerhalb
der kleinen und kleinsten Unterteilungen das letztlich
gültige. Man wird auch innerhalb kleiner Unterteilun-
gen ein mehrmaliges — wie etwa in „Musea" (A. III.
c. 1) ein fünfmaliges — Wiederbeginnen der chrono-
logischen Reihung beobachten, wobei dies jedenfalls
durch den Leitgedanken des Fortschreitens vom All-
gemeineren zum Spezielleren bedingt ist, ohne daß
der Verfasser seine kleinsten Unterteilungen aus Grün-
den der Überschaubarkeit durch definierende Uber-
schriften kennzeichnen könnte (übrigens kommen ge-
legentlich horizontale Strichtrennungen vor). Gruppen
von Autorenarbeiten können so also nur schwer ent-
stehen. Ein weiteres Prinzip, das gelegentlich in Ver-
wendung tritt, ist das ikonographische, so nicht nur
in der Abteilung A. IV (Ikonographie), sondern auch
in C (monogr. Abhandlungen), wo es sich namentlich
bei Rembrandt innerhalb der Besprechungen einzelner
Werke vorteilhaft auswirkt. An Musealkatalogen
werden nur die niederländischen verzeichnet. Wie groß
die Schwierigkeiten der Begriffsbestimmung und damit
inhaltlichen Einteilung sind, wird etwa in der Gruppe
B. I. c. 4 „Levensbeschrijvingen" ersichtlich, in der
z. B. Wurzbachs Lexikon, Hofstede de Groots Oeuvre-
kataloge, Bodes „R. und seine Zeitgenossen" und
Rosenthals Aufsatz „Neue Deutungen von Historien-
bildern aus dem Rembrandtkreis" stehen. Da keine
Kategorie „Oeuvrekataloge" existiert,fallen auch in der
Abteilung Graphik Bartsch, Schreiber, van der Kellen
in die Gruppe „Levensbeschrijvingen". Von Zeit-
schriften wurden nur die niederländischen speziell an-
geführt; so fehlen z. B. im Kapitel Zeichnung „Old
Marter Drawings", im Kapitel Graphik „Graph. Kün-
ste" und „Print Coli. Quarterly", obwohl ein allge-
meines graphisches Sammelwerk wie das Lippmann-
sche zitiert wird; die einzelnen Aufsätze dieser Zeit-
schriften sind genauest verarbeitet. Doch auch beim
Einzelaufsatz ist die Charakterdefinition oft schwierig.
So fällt z. B. meine hier laufende Fortsetzungenserie
„Meisterzeichnungen" in „Teekenkunst", Gruppe „Re-
producties", mein im Preuß. Jahrbuch erschienener
Aufsatz „Über einige Hzz. d. 15. Jhdts." in die Gruppe
„Afzonderlijke anonieme teekeningen" und We-
schers Aufsatz „Holl. Zeichner zur Zeit des Lucas
van Leiden" (Oud-Holl.) — ebenso anonyme — in
die Gruppe „Geschiedenis".

Derlei Erwägungen können nur die nicht endenden
Schwierigkeiten, denen der Durchführer einer so großen
Aufgabe gegenübersteht, beleuchten, keineswegs aber

78
 
Annotationen