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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — N.F. 2.1937

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Kurth, Betty: Ein verschollenes Gemälde Tizians
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https://doi.org/10.11588/diglit.6337#0148

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Zeichnung eines Künstlers als Meisterwerk
vervielfältigte, der von der neueren Forschung
längst als schwächlicher Kopist und Nachah-
mer entlarvt wurde,1 so entsprechen vollends
die technischen Gegebenheiten in keiner Weise
dieser Annahme. Bezeichnend für einen Stich
nach graphischer Vorzeichnung ist die Identität
der Linienführung. Die Eigenart der Technik
ermöglicht es dem Stecher, die ganze Strich-
exaktheit der Zeichenvorlage mit allen Parallel-
strichen, Kreuzlagen, Häkchen usw. auf die
Platte zu übertragen. Der Stich Lefebres jedoch
stimmt nicht in einem einzigen Linienzug mit
der Zeichnung überein. Die Umrisse der Formen
zeigen nur soweit Ähnlichkeit, als sie dem
gemeinsamen Vorbild entnommen wurden; die
Innenzeichnung und Modellierung, die ganze
Methode des linearen Zusammenhaltes ist völlig
anders. Zudem lautet die Bezeichnung des Sti-
ches: Titianus invenit et pinxit (inv p.).
Wenn wir schon annehmen wollen, daß der
Stecher von falscher Tradition irregeleitet, das
Werk Tizian zuschrieb, können wir doch unmög-
lich glauben, daß er eine Zeichnung von einem
Gemälde nicht unterschied.2

Sind aber Stich und Zeichnung unabhängig
voneinander, so stehen wir der Tatsache gegen-
über, daß zwei Künstler zu verschiedenen Zeiten
ein Bild kopierten, dessen künstlerisches Anse-
hen schon aus diesem Umstand abzuleiten ist.

Wenn alle diese Beweise noch nicht schlag-
kräftig genug sind, so vermag ich nunmehr meine
These durch die Zeugenschaft einer neugefun-
denen dritten Kopie zu stützen, deren hervor-
ragende Qualität auch eine hohe Wertung des
Urbildes gestattet. In der Sammlung J. Pierpont
Morgan wird eine von Fairfax Murray als Bas-
sano publizierte Kreidezeichnung verwahrt, die
den Violoncellspieler unseres Bildes getreu wiederholt (Abb. 5).3

Zwischen dem Stil dieser Zeichnung und der künstlerischen Auffassung Campagnolas liegt
die mächtige Wasserscheide der venezianischen malerischen Entwicklung des späteren
XVI. Jahrhunderts. Und es kann keinen Augenblick zweifelhaft sein, daß diese großzügige,
von allen dekorativen Einzelheiten des Originals abstrahierende Skizze mit ihrem leicht-
beschwingten Linienduktus, dem flüchtig niedergeschriebenen Bewegungsmotiv - - die Ver-

1 Durch die Forschungen Fioccos und Louis Hourticqu's (Le probleme de Giorgione, Paris, p. 100—102).

2 Von seiner eigenen Tätigkeit sagt er ausdrücklich: delineavit et sculpsit.

5. Jacopo Bassano, Violoncellspieler. Kreide.
New York, J. Pierpont Morgan

3 Fairfax Murray, Collection J. Pierpont Morgan. New York. Drawings by the old Masters. Taf. 75.

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