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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — N.F. 3.1938

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Benesch, Otto: Zur Frage der frühen Zeichnungen van Dycks
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Goering, Max: Zur Graphik Max Slevogts: Ergänzende Bemerkungen zu Rümanns Verzeichnis
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https://doi.org/10.11588/diglit.6338#0036
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jetzt noch gelegentlich auf die ihm altvertraute Ölkreide zurück wie in der prachtvollen neu-
erworbenen Landschaftsstudie der Albertina (blaues Naturpapier, 282 x416 mm, Abb. 16).

Die Frage, welche Faktoren für die Stilbildung des jungen Künstlers nach dem Verlassen
von Van Baiens Atelier und vor dem Erscheinen bei Rubens entscheidend waren, wurde
wiederholt aufgeworfen. Die hier besprochenen Zeichnungen sind vielleicht auch geeignet,
ihrer Lösung näher zu kommen. Wiederholt fiel in der Untersuchung der Name Jordaens,
mußte auf den andern großen Rubensschüler Bezug genommen werden. "Wenn die Anzeichen
nicht trügen, bestand ein Kontakt der beiden jungen Künstler schon vor ihrem ungefähr
gleichzeitigen Auftreten in der Rubenswerkstatt, und die Kunst des älteren scheint nicht ohne
wesentlichen Eindruck auf den jüngeren geblieben zu sein.

MAX GOERING / ZUR GRAPHIK MAX SLEVOGTS

ERGÄNZENDE BEMERKUNGEN ZU RÜMANNS VERZEICHNIS

Max Slevogt hat den unendlichen Reichtum seiner stets übersprudelnden Phantasie mit
der vollendeten Beherrschung künstlerischer Ausdrucksmittel vereinigt. Aus dieser Gegeben-
heit ist er zum bedeutendsten Illustrator der Neuzeit geworden. Neben seinem überaus umfang-
reichen malerischen Werk hat er eine schier unübersehbare Fülle von Zeichnungen und Gra-
phiken aller Art geschaffen. Schon als Knabe wußte er den Eingebungen seiner Phantasie
mit dem Zeichenstift Ausdruck zu verleihen. Unzählige Zeichnungen, die als Notizen, als
Er

gänzungen zu Briefen und Karten und bei den verschiedensten sonstigen Anlässen ent-
standen sind, begleiten das ganze Leben des Künstlers. Viele davon hat Johannes Guthmann
in dem Buch „Scherz und Laune, Max Slevogt und seine Gelegenheitsarbeiten" (Berlin, Paul
Cassirer Verlag, 1920) zusammengetragen. Andere sind in Zeitschriften, Büchern und Katalogen
einzeln veröffentlicht worden. Die größte Anzahl ist, im Nachlaß des Künstlers und bei ver-
schiedenen privaten Besitzern verstreut, noch völlig unbekannt geblieben. Einige solcher
Schöpfungen, die Slevogt seinen Freunden gewidmet hat, werden hier zum ersten Male ver-
öffentlicht. Aus jeder einzelnen leuchtet die unvergleichliche Meisterschaft des großen
Illustrators hervor.

Diese Meisterschaft fand ihren ersten öffentlichen Niederschlag in den Illustrationen zu
der Geschichte „Ali-Baba" aus Tausend-und-einer-Nacht, die 1902 bei Bruno Cassirer, Berlin,
in Buchform erschienen sind. Über „Schwarze Szenen", „Achill", „Sindbad", „Rübezahl"
bis zu Coopers „Lederstrumpf" (1909) und „Benvenuto Cellini" (1914) hat sich Slevogts
Illustrationskunst immer weiter entwickelt. Darauf folgte eine große Fülle hervorragender
Meisterwerke wie Cortez' „Eroberung von Mexiko", „Randzeichnungen zu Mozarts Zauber-
"öte", „Inseln Wak-Wak", Grimms „Märchen" u. v. a., bis Slevogts illustratives Schaffen
m den Alterswerken, den Illustrationen zu Goethes „Faust, II. Teil" und zu Shakespeares
„Macbeth" seine Krönung fand.

Alles, was die Phantasie besonders anzuregen vermochte, hat Slevogt aufgegriffen. Bald
war es die Freude an Abenteurergeschichten, bald die Liebe zur Irrealität der Märchenwelt,
bald wieder seine eigene starke musikalische Begabung, die den Künstler zum Illustrieren
anregte. Seine Illustrationen geben nicht nur schöne Begleitungen zu dem gewählten Text,
sondern zeugen von tiefem inneren Erfühlen des literarischen oder musikalischen Themas,
das sie behandeln. Wie man bei Dantes „Divina Commedia" unwillkürlich an Botticelli, bei

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