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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — N.F. 3.1938

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Steinbart, Kurt: Eine Silberstatuette nach Entwurf des Friedrich Sustris
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https://doi.org/10.11588/diglit.6338#0123
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KURT STEINBART / EINE SILBERSTATUETTE NACH ENTWURF

DES FRIEDRICH SUSTRIS1

In der Reichen Kapelle der Münchner Residenz befindet sich eine unveröffentlichte Silber-
statuette des hl. Michael mit Luzifer, eine Zweiergruppe, die auf einem zugehörigen, mit Be-
schlägen und Getier verzierten Ebenholzsockel befestigt ist (Abb. 1—3). Das kleine Werk steht
mit dem bekannten Albertina-Entwurf des Münchner Hofkünstlers Friedrich Sustris (Abb. 4)
in enger Verbindung, wenn es auch in Einzelheiten von ihm abweicht. Der Vergleich ergibt,
daß der tüchtige Modelleur einige leicht erkenntliche Veränderungen bei der plastischen Um-
setzung der zeichnerischen Erfindung vorgenommen hat, die, verwandt der Idee des Sustris
für den Perseus des Grottenhofes (Abb. 5), über Gedanken Giambolognas zu Cellinis berühmter
Perseusstatue der Loggia dei Lanzi zurückführt. Der Hauptunterschied beruht in der größeren

Geschlossenheit der Komposition
beim Bildner. Gegensätzlich zur
Intention des Sustris, die ein stei-
fes Stehen Michaels und ein Halt-
verlieren des Teufels kennzeich-
nen, formt dieser einen herab-
gebeugteren, geschmeidigeren Erz-
engel und eine ruhig liegende,
mehr nach innen gedrehte, hoch-
blickende Gestalt des Bösen, des-
sen hilfeflehend emporgehobene
Rechte jetzt den gestreckten Arm
Michaels überschneidet, während
die Linke nach dem Sockel zu
greifen scheint. Abgesehen von der
stärkeren Konzentration, die der
Bildner dem Motiv verliehen hat,
weicht er sonst noch von dem
Vorschlage des Entwerfers ab.
Sein heiliger Streiter, gleich dem
des Sustris mit ledernem Wehr-
gehänge, römischem Schuppen-

1 Der Beitrag lag bereits im Januar
1938 der Zeitschrift „Pantheon" zum Ab-
druck vor und erscheint hier in neuer Be-
arbeitung. Auf die Silberstatuette wurde
ich 1936 anläßlich einer Besichtigung der
Reichen Kapelle aufmerksam und erhielt
bei der Gelegenheit die Erlaubnis, das
Stück persönlich aufzunehmen. Der Lei-
tung des Münchnere Residenzmuseums,
vor allem Dr. T h o m a und Dr. H a e b e r-
lein, gebührt mein aufrichtiger Dank für
die jederzeit bereitwillige und selbstlose
Unterstützung.

1. Silb
Guß Herzog

erstatuette des Erzengels Michael mit Luziier
Maximilians I. München, Residenz, Reiche Kapelle
Aufnahme des Verfassers

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