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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — N.F. 3.1938

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Steinbart, Kurt: Eine Silberstatuette nach Entwurf des Friedrich Sustris
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https://doi.org/10.11588/diglit.6338#0124
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panzer und an den Waden ver-
schnürten Sandalen ausgestattet,
"wirkt sowohl schmächtiger und
knospenhafter im Körperbau, als
auch unirdischer, weil der mit
Flammenschwert ausholendeArm,
nunmehr in der gesamten unteren
Partie von der Folie des Fittichs
befreit, schwungvoller aufsteigt.
Besondere Sorgfalt ist auf die
Modellierung Satans gelegt. An
Stelle des qualligen Monstrums,
das Sustris entwirft, ein bis auf
die schlappen Altweiberbrüste
sehniger Körper, dem Menschen-
gebein frommt. Der Satyrkopf der
Federzeichnung recht selbständig
und mit Eifer zu einem häßlichen
alten Individuum mit Stulpnase,
Riesenohren und Muschelhörnern
auf dem Haupte umgeprägt. Der
leere Sockel des Sustris humor-
voll verlebendigt: ein hockender,
vom Rücken gesehener Frosch
stützt die an Fruchtschnüren hän-
gende Kartusche mit der Inschrift
»ARCHANGELUS" und eine Ei-
dechse richtet sich links hinten
auf der Fußplatte mühsam hoch,
damit ihr vom Geschehen droben
ja nichts entgehe.

Wer der treffliche Bildner ge-
wesen ist, der den Plan des Sustris
bis zu einem gewissen Grade aus
der manieristischen Starre erlöst,
ihn zum bewegten Zwiegespräch
gewandelt und mit Naturgefühl
durchpulst hat, wissen wir nicht.
Wohl aber ist uns dank einer güti-
gen Mitteilung der Direktion des
Münchner Residenzmuseums der
Gießer bekannt geworden. Im In-
ventar der Reichen Kapelle näm-
lich, das Kurfürst Maximilian I.
1626 gefertigt hat, figuriert zwei-
fellos diese Statuette mit dem in-
teressanten Vermerk „Ihr Curfrl.

;el Michael und Luzifer. Ausschnitte der Silberstatuette
Aufnahme des Verfassers

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