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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — N.F. 3.1938

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Welcker, A.: Die Zeichnungen von Egbert van Heemskerck Sr. und Jr.
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https://doi.org/10.11588/diglit.6338#0129
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der Heemskerck anzufüllen.

Schließlich kann man in An-
betracht der schlechteren Quali-
tät der ausgeführten Blätter die
Möglichkeit ins Auge fassen,
daß der in seinem Fache schwä-
chere Egbert Heemskerck, also
vermutlich der Sohn, sie nach
Skizzen nach der Natur von der
Hand seines Vaters verfertigt
hat. Warum sonst ein so auffal-
lenderQualitätsunterschied? Der
Vater machte die besprochenen
Fehler nicht in den Skizzen!
Warum hätte er sie in den ausgeführten Blättern machen sollen ? Dies scheint mir für einen
so guten Zeichner, wie der Vater sichtlich gewesen ist, eine herabsetzende Annahme. Dürfen
wir also in den Pinselzeichnungen die Hand des Sohnes erkennen, der das Werk seines Vaters
verwertet ? Obwohl hier ein Fragezeichen bestehen bleibt, scheint es mir doch die plausibelste
Schlußfolgerung. Sei es vorläufig noch als Hypothese.

Zum Vergleiche bringe ich noch eine andere Skizze des Vaters, „Die Erben am Sterbebette
des Vaters", so ausgezeichnet von Entwurf, so lebendig geschaut, daß ein solches Blatt eines
Adriaen Brouwer nicht unwürdig wäre (Abb. 3).3 Übrigens wurde es ihm schon zugeschrieben.

Noch eine merkwürdige Tatsache ist zu konstatieren, nämlich daß es in den letzten Jahr-
zehnten des 17. Jahrhunderts (in welchen diese Blätter vermutlich entstanden sind) also schon
einen Markt für solche Zeichnungen gab und daß außer Bildern auch Zeichnungen um ihrer
selbst willen gesammelt und gekauft wurden. Übrigens beweisen Ostades datierte Aquarelle
dies schon unumstößlich, wenn man sie auch noch als billiges Surrogat für Gemälde nehmen
kann. Hier scheint es mir auch für die reine Handzeichnung festgestellt.

Da es sich bei dieser Untersuchung um eine so bekannte, berühmte und viel umstrittene
Serie Zeichnungen handelt, schienen mir alle diese Wahrnehmungen nicht unwichtig. Sie
bringen uns vielleicht einen Schritt weiter bei der Unterscheidung des Werkes eines bedeuten-
deren Vaters und des ihn kopierenden Sohnes.

Verzeichnis der Literatur und der Reproduktionen:

Als Adriaen Brouwer: 0. Hirschmann, Cicerone VIII S. 409/10. — M. Rooses, Onze Kunst III S. 67. —
T. W. Muchall Viebrook, Flemish drawings of the XVIIth Cent. London 1926, T. 57. — F. Schmidt-Degener,
Thieme-Bccker V, 1911. S. 75.

Als Egbert van Heemskerck: G. .1. H. bei Thieme-Becker XVI, 1923, S. 226. — F. Lugt im Louvre-
Katalog I, 1929, S. 48, Nr. 339. — Bock-Rosenberg, Katalog Holl. Handzeichnungen im Kupferstichkab. zu
Berlin 1930, Textband S. 149, Nr. 538. — F. Lugt, Jahrbuch der Preusz. Kunsts. 1931, Bd. 52, S. 49. —
A. M. Hind, Catal. Brit. Mus. 1923, B. II, S. 90/91 u. Taf. XLIV. — J. H. J. Mellaart, Dutch Drawings,
London 1926, Taf. 40.

3 Das Sterbebett. Am Sterbebett des Vaters knien zwei Kinder, bei denen die Mutter steht; rechts die Dienst-
magd im Gebet; hinter der Frau eine Anzahl interessierter Erben; am Tische schreibt der Notar; durch die Tür,
welche eine Frau für ihn geöffnet hat, kommt der Geistliche. Federzeichnung über einer Skizze von roter Kreide;
17-7: 29 cm. Coli. Marquis de Valori (L. 2500).

Solche kombinierte Skizzen von Feder und roter oder schwarzer Kreide scheinen mir typisch für Heemskerck
Vater. Manchmal sind es auch Skizzen nur mit roter Kreide oder so wie hier nur Federzeichnungen.

3. Egbert van Heemskerck Sr., Feder über Rötel
Coli. Marquis de Valori

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