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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — N.F. 4.1939

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Simon, Karl: Zeichnungen von Adam Grimmer
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https://doi.org/10.11588/diglit.6339#0077
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Auffallend ist, daß das G der
Signatur auf allen in Betracht
kommenden Blättern beträcht-
lich kleiner gebildet ist als das
A S, die letzteren Buchstaben
also als das Wichtigste angesehen
werden. Es darf daran erinnert
werden, daß auf der Stuttgarter
Zeichnung der Auferstehung das
Wort „Adamus" durch die Ma-
juskeln gleichfalls stark hervor-
gehoben wird, während ..Grim-
mer" kleiner und in Kursivbuch-
staben hinzugesetzt ist. Es ist
eben noch die Zeit, in der der
Vorname oft gebräuchlicher ist
als der Familienname — wo man
wohl den „Meister Mathis" kennt
und nennt, aber nicht Gothart.
Ebenso ist bei dem Verlegerzei-
chen des Franz Behem, wie wir
sehen, nur der Anfangsbuch-
stabe des Vo r n a m e n s berück-
sichtigt.

Auch bei der einen Signatur
der Wiener Zeichnung mit dem
pistolenschießenden Reiter ist

das A V S größer gebildet als das G. Freilich tritt auf den gestochenen Blättern ausnahms-
los nur A S auf, nicht A V S. Aber stilistisch ist doch einiges an Ubereinstimmung bei den
Blättern und der Wiener Zeichnung festzustellen. Auf dem genannten Blatte A. 1 steht die
weibliche Figur mit dem dicken Unterleib und ebensolchen Hüften und Waden den oberen
Putten der Zeichnung nahe.

Auch der lange Vollbart des Landsknechtes (A. 3) und sein Hut mit der langen, weit her-
ausragenden Feder steht dem Pistolenschützen nicht fern; überhaupt paßt die ganze Atmo-
sphäre der breitbeinigen, den Arm einstemmenden, den Degen haltenden oder die Fahne
schwingenden Landsknechte oder Offiziere, deren Kopf etwa von Straußenfedern umwallt
ist, gut zu der Figur des Wiener Pistolenschützen. —

Eine weitere Handzeichnung der Albertina in Wien brachte schon H. A. Schmid mit den
Grimmers in Verbindung: den Christus am Olberg (Abb. 5), während in dem Katalog ein
„Zusammenhang mit dem Spätstil W. Hubers" gesehen wird.18 Die Szene ist gezeichnet auf
bräunliches Papier, „das mit einem leicht ins Bläuliche stechenden grauen Ton deckend
grundiert ist. Bräunliche Federstriche und Tuschtöne, kaltweiße Lichter." Abgesehen von
letzteren, ist schon der äußere Eindruck der Stuttgarter Zeichnung sehr ähnlich. Anderes
kommt hinzu. Hier wie in der Stuttgarter Zeichnung erhebt sich im Mittelgrunde ein nach
links steil abfallender Felsen, neben dem sich dann ein Blick in die Landschaft eröffnet; der

18 H. A. Schmid, Die Gemälde und Zeichnungen des Matthias Grünewald. Straßhurg 1911. Taf. 4, nach S. 278.
— Beschr. Katalog der Handzeichnungen in der Graph. Sammlung Albertina V, 1933, Taf. 294.

Grünewald-Nachfolger (Joh. Grimmer?), Gebet auf dem Ölberg.
Wien, Albertina

Kl

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