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Glasenapp, Helmuth von
Die Literaturen Indiens: von ihren Anfängen bis zur Gegenwart — Stuttgart, 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.51388#0048
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EINLEITUNG

nissen auch ein ästhetischer Wert zu, wie z. B. den tamilischen
Werken des Jesuiten Beschi, dessen das Leben des heiligen
Joseph behandelndes Epos zu den Klassikern der Tamil-
dichtung gerechnet wird.
Ehre ähnliche Förderung wie durch die Mission erhielt die
neuindische Literatur auch durch die auf Betreiben der Ost-
indischen Kompanie hergestellten, hauptsächlich für Lehr-
zwecke bestimmten Übersetzungen einzelner (besonders
Sanskrit-) Werke in das Hindüstäni. Die auf englische Ver-
anlassung entstandene Prosaliteratur des Lalluji Läl schuf eine
Literatursprache, deren Bedeutung für die Weiterentwick-
lung der Sprache im umgekehrten Verhältnis stand zu dem
Gehalt, den diese Werke boten.
Eine Beeinflussung des indischen Geisteslebens durch die
europäische Literatur läßt sich in größerem Umfange erst seit
der Zeit feststellen, seit welcher die Inder begannen, mit
abendländischen Sprachen vertraut zu werden. Die Bestre-
bungen der europäischen Kolonialmächte, ihren indischen
Untertanen die Kenntnis ihrer Sprache zu vermitteln, geht
bereits in die Frühzeit portugiesischer Kolonialherrschaft
zurück. 1684 verbot ein königlicher Erlaß den Goanesen den
Gebrauch der Konkanisprache. Man glaubte durch derartige
Edikte wie durch die Zerstörung der heidnischen Literatur
die Landessprache gewaltsam ausrotten und durch das Portu-
giesische ersetzen zu können. Daß dieser Versuch allerdings
keinen großen Erfolg hatte, lehrt ein Brief des Inquisitors von
Goa an den portugiesischen König aus dem Jahre 1731, in
welchem derselbe beklagt, daß der Befehl Dom Sebastians,
portugiesisch zu reden, von den Eingeborenen nicht befolgt
worden sei.
Von ungleich höherer Bedeutung als die mit drastischen
Mittehr versuchte Einführung des Portugiesischen war die
Einführung der englischen Sprache zu Beginn des vorigen
Jahrhunderts. Sie erfolgte hauptsächlich aus der Notwendigkeit
heraus, für den Verwaltungsdienst der Ostindischen Kom-
panie geeignete Kräfte heranzuziehen. Daß man für den Un-
terricht nicht die einheimischen Sprachen, sondern vielmehr
das Englische wählte, geschah vornehmlich durch den Ein-
 
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