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Glasenapp, Helmuth von
Die Literaturen Indiens: von ihren Anfängen bis zur Gegenwart — Stuttgart, 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.51388#0269
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DIE SANSKRIT-LITERATUR DER GEGENWART

europäischer Philosophen, sind ins Sanskrit übertragen wor-
den, so Francis Bacons „Novum organum“, Lockes „Essay
concerning human understanding“ (1690), Berkeleys „Trea-
tise concerning the principles of human knowledge“ (1710).
Von deutschen philosophischen Werken scheinen nur Paul
Deussens „Elemente der Metaphysik“ (1877) als Atita-
prakriti-shastra (1912) in metrischer Form übertragen wor-
den zu sein. Daß die überlieferten indischen Wissenschaften
der Rechtslehre, Medizin, Astronomie, Physik, Chemie usw.
immer wieder Neudarstellungen finden, versteht sich von
selbst; bemerkenswerter erscheint es, daß auch die modernen
abendländischen Forschungen auf diesen Gebieten in Sanskrit-
schriften, teilweise sogar in poetischer Form, auseinander-
gesetzt worden sind.
Im Rahmen der schönen Literatur stehen religiöse Dich-
tungen an erster Stelle, im kurzen Hymnus wie im langen
Epos ist immer wieder versucht worden, die Taten Vishnus
und Shivas zu besingen. Ein beliebter Gegenstand devotionaler
Poesie ist von jeher die Lebensgeschichte von Heiligen ge-
wesen, in neuerer Zeit sind Biographien von Vallabha, Cai-
tanya, Rämakrishna, Dayänand, Vivekänanda, Ramana Ma-
harshi sowie von berühmten Pandits in Sanskrit heraus-
gekommen.
Neuerdings wandten sich Sanskritdichter auch der welt-
lichen Geschichte Indiens zu. Kedarnath Shastri verfaßte
unter dem Titel Sindhusabhyatd ein Werk über die Indus-
Kultur, andere behandelten die gesamte indische Geschichte
bzw. einzelne Perioden derselben, z. B. die britische Zeit, den
ersten Weltkrieg, die nationale Befreiung, oder beschränkten
sich auf Biographien großer Männer der Vergangenheit wie
Candragupta, Ashoka, Shiväji, der Sikh-Gurus, Gandhi,
Subhas Candra Bose, Javäharlal Nehru. Die Lehren von
Gandhi haben in einer Satyägraha-gitä und in Gdndhi-sutras,
die Landschenkungsaktion Vinoba Bhaves in einer Bhüddna-
catuhshloki-gitd einen Niederschlag gefunden. Die beliebteste
Form der Prashasti (Lobpreisung von Fürsten, die wir schon
Seite 216 kennen lernten), ist auch noch bis zur Unabhängig-
keitserklärung auf indische Mahäräjas und britische Herr-
 
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