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Glasenapp, Helmuth von
Die Literaturen Indiens: von ihren Anfängen bis zur Gegenwart — Stuttgart, 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.51388#0295
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DIE HINDI-LITERATUR

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Darstellung der Liebe von Rädhä und Krislina, in welcher alle
Elemente des Alankära, wie die Schilderung der Jahreszei-
ten, der Arten von Näyaka und Näyikä (Held und Heldin),
der Rasas usw. zur Geltung kommen. Bihäriläls Strophen-
sammlung stellt eine elegante Filigranarbeit ersten Ranges dar,
die sich den Meisterwerken der Sanskrit- und Präkrit-Zen-
turienpoesie würdig anreiht. Es ist erstaunlich, mit welcher
Geschicklichkeit er es verstanden hat, in einer Strophe von
höchstens 48 Silben - manche haben deren sogar nur 26 -
ein in sich abgerundetes Genrebildchen von hoher poetischer
Schönheit zu geben. Obwohl die feingeschhfienen Dohas und
Sorathäs sich eigentlich einer Übersetzung entziehen, sei es
versucht, liier einige nachzubilden.
In der Anfangsstrophe wendet sich der Dichter an Rädhä, deren
gelbe Haut, wenn sie auf Krishnas dunkelblauem Leib sich spiegelt,
diesem eine grüne Färbung verleiht:
Kluge Rädhä, hilf mir enden
Meiner Weltenwandrung Qualen,
Die du durch den Schein des Leibes
Krishnas Glanz läßt grün erstrahlen.
Eine Liebesszene schildert Strophe 240:
Zagend legt sie mir den Betel
Schämig lächelnd in die Hand,
Doch von mir nahm die Geliebte
Sich mein Herz dafür als Pfand.
Einen Scherz gibt Strophe 546:
Süß ist auch eine kleine Lüge, nicht.
Wann ist sie dennoch süß, so möcht’ ich fragen?
Das „Nein“, das vor dem Kuß ein Mädchen spricht,
Ist süß, wenn es auch falsch ist, laßt euch sagen.
Die in der Literaturgeschichte aller Länder wohl einzig
dastehende Tatsache, daß vier Brüder große Dichter sind,
findet sich bei den vier Söhnen des Brahmanen Ratnäkar
Tripäthi verwirklicht. Von den vier Tripathis (CintÄmani,
Bhushan, MatirÄm und Nilkanth) süid besonders Bhu-
shan als Verherrlichet Shiväjis in seinem Alankära-Werke
Shivrdj-bhüshan und MatirÄm durch die schönen Gleichnisse
 
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