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Glasenapp, Helmuth von
Die Literaturen Indiens: von ihren Anfängen bis zur Gegenwart — Stuttgart, 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.51388#0376
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DIE KLASSISCHE LITERATUR

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Eine besonders klare, volkstümliche und kräftige Sprache
wendet Gurulugomi (Ende des 12. Jahrhunderts) in seinem
Amävatura an, in dem er die Lebensgeschichte und die Eigen-
schaften des Buddha schildert und sich dabei eng an Vorbilder
aus der Pali-Literatur anschließt. Ein anderes Werk des Guru-
lugömi, die Dhamapradipikä, ist dagegen eine gelehrte Ab-
handlung über die buddhistische Lehre, für die die Form einer
Sammlung von Erklärungen zu Stellen aus dem Päli-Werk
Mahabodhivansa beniitzt wird.
Sehr volkstümlich ist die Saddharmaratndvali des Dham-
masena (13. Jahrhundert), eine Bearbeitung der Erzählungen
des D/zammapadrz-Kommentars mit einigen Zusätzen und Ab-
änderungen. Eine umfangreiche Sammlung buddhistischer
Legenden und Erzählungen von Devarakshita Jayabähu
Dharmakirti aus Gadalädcniya (Ende des 14. Jahrhunderts),
der Saddharmdlankdra, berührt sich aufs engste mit der Rasa-
vdhini des Vedeha (s. S. 172). Ein Schüler dieses Dharma-
kirti namens Siddhärtlia Dhammadinna Vimalakirti schrieb
den Saddhariiiaratnäkara, ein Kompendium der buddhistischen
Lehre, das hauptsächlich aus einem Päli-Werk namens Sdra-
sangaha schöpft. Viel interessanten Stoff enthält die Püjävali
des MayurapÄda (Buddhaputra; verfaßt 1266), in der die
dem Buddha im Verlauf der Zeit gewidmeten Spenden
und Stiftungen gepriesen werden. Dem Preis des Buddha,
seiner Lehre und seines Ordens dient das dreiteilige Werk
Amritdvaha, das als eines der bedeutendsten Werke der älteren
Periode gelten darf. Als Verfasser wird VidyÄcakravarti
genannt (12. Jahrhundert). Etwas jünger ist das Erbauungs-
und Ermahnungsbuch Paricchedapota des Ägamacakravarti.
Sehr behebt waren Übertragungen von Jätakas (s. S. 166).
Es gab solche schon in größerer Zahl ehe König Paräkrama-
bähu IV. (1302-1332) unter dem Titel Pansiyapanasjätaka
(„550 Jätakas“) die ganze Sammlung übersetzen ließ.
Die ältesten erhaltenen Denkmäler der singhalesischen
Verskunst sind Inschriften am Auf gang zu den Ruinen auf
dem Felsen von Sigiri, auf dem König Kassapa I. (5. Jahr-
hundert) seine Residenz genommen hatte. Besucher haben in
der Zeit vom 8. bis zum 10. Jahrhundert dort 685 Verse nie-
 
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