Genusses. Auf dem Umwege über das Bild findet dann der
Mensch die anschaulichen Schönheiten, an denen er früher
vorbeiging, auch in der Natur wieder. Der Maler wird
zum Entdecker landschaftlicher Reize. Eine Natur, die vor-
dem gleichgültig erschien, wird durch ihn dem ästhetischen
Genuß erschlossen.
In Ostasien gibt es keine Landschaftsdarstellung, die in
dem Maße wie das Ölgemälde auf unmittelbare Natur-
illusion abzielte und die Wirklichkeit selbst zu ersetzen
vermöchte. Die Vedute der alten Zeit war nicht mehr
als andeutende Stütze der Erinnerung. Die eigentliche
Landschaftskunst der Chinesen, die zum klassischen Aus-
druck für das Gemütsleben der ostasiatischen Völker
wurde, ist ganz und gar nicht dazu angetan, Vermittlerin
zwischen den objektiven Schönheiten der Außenwelt und
dem genießenden Subjekt zu sein. Es heißt, daß ein Künst-
ler es liebte, tagelang in wilden Gegenden umherzustreifen
und sich in die Schönheiten von Berg und Wald zu ver-
senken, daß er dann in einem stillen Raume blieb, alle
Sorgen und weltlichen Gedanken von sich tat, um seine
Seele jenseits der Grenzen der Welt hinabsteigen zu lassen.
Die Bilder, die er so schuf, konnten nicht Abschrift wirk-
licher Landschaften sein und den Beschauer die charakte-
ristische Schönheit einer Gegend zu erkennen lehren. Der
Schaffende hilft nicht dem Schauenden in diesem Sinne.
Der Schauende muß seinen eigenen Sinnen vertrauen, und
er wird selbst ein Schaffender, indem er die Natur ästhetisch
wertet, die Schönheiten aufzusuchen und zu finden weiß,
die in ihr beschlossen liegen.
Unter den produktiven Künstlern sind es die wenigen
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Mensch die anschaulichen Schönheiten, an denen er früher
vorbeiging, auch in der Natur wieder. Der Maler wird
zum Entdecker landschaftlicher Reize. Eine Natur, die vor-
dem gleichgültig erschien, wird durch ihn dem ästhetischen
Genuß erschlossen.
In Ostasien gibt es keine Landschaftsdarstellung, die in
dem Maße wie das Ölgemälde auf unmittelbare Natur-
illusion abzielte und die Wirklichkeit selbst zu ersetzen
vermöchte. Die Vedute der alten Zeit war nicht mehr
als andeutende Stütze der Erinnerung. Die eigentliche
Landschaftskunst der Chinesen, die zum klassischen Aus-
druck für das Gemütsleben der ostasiatischen Völker
wurde, ist ganz und gar nicht dazu angetan, Vermittlerin
zwischen den objektiven Schönheiten der Außenwelt und
dem genießenden Subjekt zu sein. Es heißt, daß ein Künst-
ler es liebte, tagelang in wilden Gegenden umherzustreifen
und sich in die Schönheiten von Berg und Wald zu ver-
senken, daß er dann in einem stillen Raume blieb, alle
Sorgen und weltlichen Gedanken von sich tat, um seine
Seele jenseits der Grenzen der Welt hinabsteigen zu lassen.
Die Bilder, die er so schuf, konnten nicht Abschrift wirk-
licher Landschaften sein und den Beschauer die charakte-
ristische Schönheit einer Gegend zu erkennen lehren. Der
Schaffende hilft nicht dem Schauenden in diesem Sinne.
Der Schauende muß seinen eigenen Sinnen vertrauen, und
er wird selbst ein Schaffender, indem er die Natur ästhetisch
wertet, die Schönheiten aufzusuchen und zu finden weiß,
die in ihr beschlossen liegen.
Unter den produktiven Künstlern sind es die wenigen
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