lösen sich traumhaft undeutlich die Züge ekstatisch geisternder Märchen-
prinzessinnen.
Matthijs Maris hat sein Leben in England verbracht, und er genießt in
dem Lande Blakes und Palmers eher Heimatrecht als in Holland, wo sein
Bruder Jakob Maris eine bodenständig sachliche, klare, ein wenig trockene
Landschaftskunst pflegte. Jakob Maris war keine stark ausgesprochene Persön-
lichkeit. Er zog den Hauptteil seiner Wirkung aus dem dankbaren Motiv,
das er nicht zusammenfassend gestaltete, sondern in vielen, gelegentlich zu
vielen Einzelheiten nachschrieb.
Anton] Mauve, der ihm in der Gesinnung verwandt ist, übertrifft ihn
an malerischer Gestaltungskraft. Er verstand es besser, die melancholischen
Stimmungen nebelschwerer Vorfrühlingstage melodienhaft klingen zu machen.
Von Daubigny scheinen die neuen Interpreten der holländischen Landschaft
die stärkste Anregung empfangen zu haben. Aber seine vergleichsweise klare
Form wird unter trüben Schatten verschleiert, und es ist allen diesen Künst-
lern gemeinsam, wie die Linie in Netzen die Fläche überspinnt, um aus dem
An- und Abschwellen des Tones das Gegenständliche sich lösen und das
Gleichnis des Raumes erstehen zu lassen.
Die Vorliebe für düstere, gehaltene Stimmungen, aus der erst Van Gogh,
der als Schüler Mauves begann, die holländische Kunst herausführen sollte,
ist für die Generation von 1880 charakteristisch. Van Gogh hat in seiner
NuenerZeit ein paar dunkle Lithographien gezeichnet, in denen er mit über-
legener Anschauung die Motive aus dem bäuerlichen Leben zu ausdrucks-
vollen Symbolen einer starken Menschlichkeit steigerte. Zur Radierung hat
er nur ein einziges Mal und erst in seinem Todesjahre gegriffen, als er das
Bildnis des befreundeten Arztes, Dr. Gachet, der selbst in der Technik dilettierte
und den Maler zu dem Versuch anregte, in starken Zügen, die an die Hand-
schrift seiner großen Rohrfederzeichnungen erinnern, auf die Kupferplatte
übertrug. Zwei Generationen scheinen in wenigen Jahren übersprungen. Im
Bilde hat sich der vereinheitlichende Ton in die reine Farbe gewandelt, und
im Schwarz-Weiß gliedert eine klare und offene Linie die Fläche, ohne mit
Schatten zu modellieren oder einen Raum zu tiefen, und allein die Abgrenzung
von Flecken reinen Weiß läßt das Gleichnis der Leuchtkraft starker Farben
entstehen.
Die eine Radierung Van Goghs steht weithin für sich in der Geschichte
der holländischen Graphik, wie die Gestalt des Malers, dessen Kunst erst lange
prinzessinnen.
Matthijs Maris hat sein Leben in England verbracht, und er genießt in
dem Lande Blakes und Palmers eher Heimatrecht als in Holland, wo sein
Bruder Jakob Maris eine bodenständig sachliche, klare, ein wenig trockene
Landschaftskunst pflegte. Jakob Maris war keine stark ausgesprochene Persön-
lichkeit. Er zog den Hauptteil seiner Wirkung aus dem dankbaren Motiv,
das er nicht zusammenfassend gestaltete, sondern in vielen, gelegentlich zu
vielen Einzelheiten nachschrieb.
Anton] Mauve, der ihm in der Gesinnung verwandt ist, übertrifft ihn
an malerischer Gestaltungskraft. Er verstand es besser, die melancholischen
Stimmungen nebelschwerer Vorfrühlingstage melodienhaft klingen zu machen.
Von Daubigny scheinen die neuen Interpreten der holländischen Landschaft
die stärkste Anregung empfangen zu haben. Aber seine vergleichsweise klare
Form wird unter trüben Schatten verschleiert, und es ist allen diesen Künst-
lern gemeinsam, wie die Linie in Netzen die Fläche überspinnt, um aus dem
An- und Abschwellen des Tones das Gegenständliche sich lösen und das
Gleichnis des Raumes erstehen zu lassen.
Die Vorliebe für düstere, gehaltene Stimmungen, aus der erst Van Gogh,
der als Schüler Mauves begann, die holländische Kunst herausführen sollte,
ist für die Generation von 1880 charakteristisch. Van Gogh hat in seiner
NuenerZeit ein paar dunkle Lithographien gezeichnet, in denen er mit über-
legener Anschauung die Motive aus dem bäuerlichen Leben zu ausdrucks-
vollen Symbolen einer starken Menschlichkeit steigerte. Zur Radierung hat
er nur ein einziges Mal und erst in seinem Todesjahre gegriffen, als er das
Bildnis des befreundeten Arztes, Dr. Gachet, der selbst in der Technik dilettierte
und den Maler zu dem Versuch anregte, in starken Zügen, die an die Hand-
schrift seiner großen Rohrfederzeichnungen erinnern, auf die Kupferplatte
übertrug. Zwei Generationen scheinen in wenigen Jahren übersprungen. Im
Bilde hat sich der vereinheitlichende Ton in die reine Farbe gewandelt, und
im Schwarz-Weiß gliedert eine klare und offene Linie die Fläche, ohne mit
Schatten zu modellieren oder einen Raum zu tiefen, und allein die Abgrenzung
von Flecken reinen Weiß läßt das Gleichnis der Leuchtkraft starker Farben
entstehen.
Die eine Radierung Van Goghs steht weithin für sich in der Geschichte
der holländischen Graphik, wie die Gestalt des Malers, dessen Kunst erst lange