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der stark restaurierten bzw. neugemalten Bilder. Unübersehbar ist aber eine Bezie-
hung zu den Gewölbemalereien der Frankfurter Karmeliterkirche, worauf mehrfach
hingewiesen wurde. Allerdings ist diese Ausmalung erst um 1450 anzusetzen. In
den engsten Umkreis der Malereien der Mainzer Karmelitermalereien gehören sicher
die ausgezeichnet erhaltenen Wandmalereien in der Turmhalle der katholischen
Pfarrkirche in Eltville14. Dargestellt ist das jüngste Gericht, wobei vor allem die
Engel mit den Leidenswerkzeugen den Mainzern sehr ähnlich sind.
Durch die Datierung der kaum restaurierten Eltviller Malereien in die Zeit um 1405/
1410 ist auch ein zeitlicher Anhaltspunkt für die Ausmalung der Mainzer Karmeli-
terkirche gegeben.

Zu dem nicht mehr erhaltenen Bild der Himmelfahrt Christi lassen sich drei weitere
Darstellungen gleichen Themas aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts als Ver-
gleiche heranziehen. Sie zeigen große ikonographische und stilistische Parallelen.
Außer dem Himmelfahrtsbild des Utrechter Altares sind dies eine Miniatur der
Karmeliterchorbücher im Mainzer Dommuseum15 und vor allem ein Glasfenster
im hessischen Landesmuseum Darmstadt16. Alle Himmelfahrtsbilder sind ähnlich
komponiert, wobei auf der Utrechter Darstellung der Bildmittelpunkt — der Fels, von
dem Christus auffährt — zugunsten der Gesamtkomposition des Altares und wegen
der Form des betreffenden Flügels nach rechts verschoben ist13. Die beiden anderen
Bilder sind wie das Wandbild streng symmetrisch aufgebaut. Die Miniatur gibt einen
Blick von oben auf die im geschlossenen Kreis um den Felsen versammelten Jünger,
während das Glasbild recht genau die Komposition der Wandmalerei wiederholt.
Die Entsprechungen gehen bis hin zu den einzelnen Figuren und ihrer Haltung. Seit-
lich der Füße des zum Himmel fahrenden Christus finden sich auch auf dem Glas-
fenster Engel mit Musikinstrumenten, während die Miniatur je zwei Dreiergruppen
von singenden Engeln zeigt. Auf allen vier Darstellungen findet sich schließlich in
der Bildmitte hinter dem Fels — in Utrecht hinter der linken Jüngergruppe — eine
nach oben schauende Gestalt, deren Kopf in raffinierter Verkürzung gemalt ist. Die-
ses Merkmal weist neben den anderen Gemeinsamkeiten deutlich auf den gemein-
samen Umkreis dieser Werke hin17.

14 Diese Malereien wurden 1961 freigelegt. Vgl. Kdm Hessen, Rheingaukreis, 1965, S. 135.

15 Hs. F fol. 356. Entstanden sind die sechs Karmeliterchorbücher um 1430. Eine Inschrift
auf einem zur Handschrift A gehörigen Einzelblatt in München nennt die Jahreszahl
1430 und einen Frater Johannes Fabri, eine weitere in Handschrift B das Datum 1432
und einen Frater Nikolaus. Vgl. Fritz A r e n s , Ein Blatt aus den Mainzer Karmeliter-
chorbüchern: Jahrbuch f. d. Bistum Mainz 8, 1956/60, S. 341 ff; V a a s e n , Riesenbibel,
Sp. 1147 f, bes. Anm. 67.

16 Katalog: Glasmalerei Darmstadt Nr. 169, Abb. 99. Die Grisaillescheibe, deren Herkunft
unbekannt ist, wird zusammen mit einer weiteren, die die Taufe Christi zeigt, in das
erste Viertel des 15. Jahrhunderts gesetzt. Ihre Entstehung am Mittelrhein gilt als
wahrscheinlich. Im Katalog wird sie mit der Miniatur aus der Karmeliterhandschrift
F (Anm. 15] und den Wandmalereien in Eltville (Anm. 14) in Verbindung gebracht.

17 Mit Sicherheit handelt es sich hierbei um Mainzer Werkstätten. Möglicherweise sind
auch Glasfenster und Utrechter Altar im Karmeliterkloster oder dessen engstem Um-
kreis entstanden.

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19 Glatz, Wandmalerei
 
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