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Katharinenlegende, wieder in das neue Bild übernommen wurde. Wahrscheinlich
handelte es sich beide Male um auf die Wand gemalte Altarbilder. Während die
beiden Malschichten in Mainz durch Zeichnungen und Kopien dokumentiert sind,
lassen sich zwei verschiedene Ausmalungen am Gewölbe des ehemaligen Chores der
alten katholischen Kirche in Rodalben an Hand von Freilegungsfotos erkennen und
teilweise rekonstruieren. Hier war offenbar auch das alte Programm wiederholt
worden, wobei allerdings einige Umstellungen erfolgt sind. In Heuchelheim und
Minfeld wurde eine Neuausmalung des Chores jeweils nach der Einwölbung des
Chores, bald nach 1500, notwendig. Der heutige Zustand nach der Freilegung und
Restaurierung zeigt am Gewölbe die neuere Bemalung und an den Wänden Reste
beider Malschichten. An der nördlichen Langhauswand in Rohrbach-Wartenberg
(Abb. 78) sind die Reste von insgesamt drei zeitlich verschiedenen Ausmalungen zu
erkennen, die thematisch stark voneinander abweichen.

Weitere übereinanderliegende Ausmalungen sind nicht bildlich dokumentiert, son-
dern nur in den Restaurierungsberichten erwähnt47. Auch nach dem hier behandel-
ten Zeitraum erfolgten Neuausmalungen. Reste dekorativer Wandmalereien des 16.
bzw. 17. Jahrhunderts über solchen des Mittelalters sind in Dienheim und Klein-
fischlingen erhalten. In Schornsheim wurde offenbar noch im 17. Jahrhundert die
Bemalung des Chorgewölbes unter Beibehaltung der alten Ikonographie erneuert.
Sehr häufig sind Neuausmalungen von Kapellen oder anderen Seitenräumen größe-
rer Kirchen bzw. einzelner Wand- und Gewölbeflächen. Unbedingt erforderlich wa-
ren Neuausmalungen, wenn durchgreifende Umbauten erfolgten, bei denen die alte
Malerei beschädigt wurde. Schäden entstanden auch beim Einbau von Sakraments-
häuschen oder der Erweiterung von Fenstern. In Laumersheim finden sich deshalb
in der Umgebung des Sakramentshäuschens neue Malereien, in Hundheim (Abb. 32)
und Mühlheim wurden die entstandenen Fehlstellen offenbar belassen. Es ist unge-
wiß, ob so schwere Eingriffe, wie der Einbau des Nordfensters im Chor der Kirche
in Nußdorf (Abb. 72), wodurch die Ausmalung teilweise zerstört wurde, bereits im
späten 15. Jahrhundert zur Übertünchung der Malereien führte.

Die erste Ausmalung scheint fast immer unmittelbar nach Vollendung des Baues
erfolgt zu sein, da so auch die Gerüste verwendet48 und der Putz in halbwegs fri-
schem Zustand bemalt werden konnte. In Ausnahmefällen — bedingt etwa durch
Geldmangel — wurden die Kirchen erst später ausgemalt. Dies ist im einzelnen nicht
feststellbar, da auch bei späterer Ausmalung die Räume neu verputzt werden konn-
ten und kein älterer Befund mehr faßbar ist. Überhaupt muß damit gerechnet wer-
den, daß ältere Wandmalereien nicht einfach übermalt, sondern gelegentlich auch
mit dem schadhaften alten Putz beseitigt wurden.

47 z. B. Dörrenbach.

48 Dieser Fall ist nachweisbar für St. Savin-sur-Gartempe (D e m u s , Romanische Wand-
malerei, S. 19). Für niedrige Räume und kleinere Kirchen dürfte diese Überlegung aber
kaum eine Rolle gespielt haben.

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